01.02.2020

China: Tibetische Mönche in Haft

Seit November 2019 Umerziehungskurse, Mangelernährung und Gewalt im Gefängnis

Frankfurt am Main, 30. Januar 2020 –Seit die chinesische Volksbefreiungsarmee im Oktober 1950 in Tibet einmarschierte und das Gebiet annektierte, werden die Tibeter unterdrückt sowie mit Gewalt an der Ausübung ihrer Kultur und Religion gehindert. Wer sich dagegen stellt, wird inhaftiert, gefoltert und teilweise auch ermordet, kritisiert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Die chinesischen Behörden machen auch vor Klöstern und friedlichen Religionsvertretern nicht Halt, um die Unabhängigkeitsbestrebungen des Volkes weiter zu unterdrücken. So sind seit November 2019 sieben Personen – darunter vier tibetische Mönche – in der westchinesischen Provinz Sichzan in Haft, weil sie vor einem Regierungsgebäude Flugblätter verteilt hatten, in denen die Unabhängigkeit Tibets gefordert wurde.

Die drei 18-jährigen Mönche Tsultrim, Tamey und Soeta sowie der 20-jährige Kunsal wurden im Kloster Dza Wonpo Ganden Shedrub in der tibetisch-autonomen Präfektur Kardze festgenommen. Das Kloster wurde im Jahr 2012 verstärkt von der Polizei kontrolliert, weil sich die Mönche damals weigerten, die chinesische Flagge auf dem Dach zu hissen. Es folgten Hausdurchsuchungen und willkürliche Festnahmen. Letztes Jahr ging die Verhaftungswelle noch weiter: Weil er seine Unterstützung für die Inhaftierten online geäußert hatte, wurde der Mönch Nimey am 18. November 2019 inhaftiert. Dessen Bruder und ein Freund forderten drei Tage später die Unabhängigkeit Tibets vor einer chinesischen Polizeistation – sie ereilte deshalb dasselbe Schicksal.

Ein Monat nur Gerstenmehl zu essen

Die IGFM weiß aus sicherer Quelle, dass die sieben Tibeter immer noch in Haft sind. Außerdem wurden von der Lokalregierung Dza Mey zwischen dem 24. November 2019 und dem 3. Januar 2020 insgesamt rund 30 Personen festgenommen und über einen Monat festgehalten. Die Anschuldigungen reichen von der Nutzung sozialer Medien, der Zurschaustellung der Bilder des Dalai Lamas, bis hin zum Kontakt zu Menschen außerhalb Tibets – willkürliche Gründe, um Kritiker mundtot zu machen. Nach Auskunft der IGFM mussten die Gefangen an politischen Umerziehungskursen teilnehmen und bekamen nur Gerstenmehl zu essen. Wenn sie sich weiter an politischen Aktionen beteiligen würden, drohten ihnen hohe Strafen.

Polizeirazzien verbreiten Angst

Auch in der Gemeinde Wonpo wurden Tibeter zum Verhör auf die Polizeistation bestellt und ihre Mobiltelefone durchsucht. Sie wurden schließlich gezwungen, bestimmte Dokumente zu unterschreiben. Besonderen Schrecken lösten die bewaffneten chinesischen Sicherheitskräfte aus, die vom 7. November bis 12. Dezember 2019 in die tibetische Gemeinde kamen und dort durch die Straßen patrouillierten. Dadurch schränkten sie die Bewegungs- und Handlungsfreiheit der Einwohner ein und verbreiteten Angst. Die chinesischen Behörden hindern seit Jahren die Tibeter, die Uiguren und weitere Religionsgemeinschaften daran, friedlich ihre ethnische und religiöse Identität auszuleben.

Queiie: IGFM