07.01.2020

Ägypten: Muslimischer Präsident besucht koptische Kirche

Präsident al-Sisi bei der koptischen Christmette: “Wenn wir Gott lieben, müssen wir auch einander lieben”

Kairo (Fides) – "Wir schreiten, in einer Zeit ohne Ehre, auf ehrenhafte weise voran und glauben, dass Gott ehrenwerte Menschen siegreich machen wird", so der ägyptische Präsident Abdel Fattah al Sisi in seiner Ansprache in der der Geburt Christi gewidmeten Kathedrale vor dem Patriarchen Tawadros und den vesammelten Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen, in der neuen ägyptischen Verwaltungshauptstadt zur koptischen Christmette am Abend des 6. Januar zusammen gekommen waren.
Seit sechs Jahren nimmt der ägyptische Präsident an der Christmette mit dem koptisch-orthodoxen Patriarchen teil. Dieser Umstand bot al-Sisi auch in diesem Jahr die Gelegenheit, nicht nur an die koptische Glaubensgemeinschaft, sondern an die gesamte Nation zu wenden und alle Ägypter aufzufordern, die Spaltungen zu überwinden und eine gemeinsam gegen Fallstricke von außen vorzugehen. "Solange wir uns einig sind", so der ägyptische Präsident, "sollten wir uns keine Sorgen machen und uns weiter um unsere Mitmenschen kümmern." Der führende Politiker betonte auch: "Wenn Gott lieben, wir müssen wir einander lieben, und wir dürfen niemandem erlauben, Zwietracht zwischen uns zu säen“. In Bezug auf die Spannungen und Konflikte im Nahen Osten, wies al-Sisi auch darauf hin, dass Ägypten in verheerende Krisen hineingezogen zu werden könnte, wie dies bereits anderen Nationen in der Region passiert ist. "Aber solange wir uns einig sind", fügte der ägyptische Präsident hinzu, "kann uns niemand in solche Situationen hineinziehen."
Die neue koptische Kathedrale, die der Geburt Jesu geweiht ist, befindet sich in einem 45 km von Kairo entfernten Stadtgebiet, das zur neuen Verwaltungshauptstadt Ägyptens werden soll. Vertreter der sunnitischen Al Azhar-Universität von und zahlreiche Regierungsvertreter, darunter auch der Premier Mostafa Madbouly, nahmen an der koptisch-orthodoxen Christmette teil.
Der Bau der Kathedrale, die letztes Jahr offiziell eingeweiht wurde (Fides, 01/04/2019) soll auch die Solidarität der koptischen Kirche mit der Regierung sichern. Der jetzige ägyptische Präsident stellte 100.000 ägyptischen Pfund zur ersten Finanzierung des imposanten städtebaulichen Projekts bereit. Nach Aussage des ägyptischen Staatspräsidenten ist die neue Kirche "eine Botschaft für Ägypten und für die ganze Welt". Ägyptische Medien bezeichneten die neue koptische Kathedrale als "größte Kirche im Nahen Osten". Die architektonische Gestaltung der Kathedrale getreu der koptischen Tradition möchte an die Arche Noah erinnern und damit das Bild der Kirche als "Boot" der Erlösung darstellen, das durch die Strapazen der irdischen Geschichte zum himmlischen Ziel des Paradieses segelt.
In den Bebauungsplan der neuen Verwaltungshauptstadt wollte al-Sisi den Bau der größten Moschee des Landes mit einbeziehen, wobei die Kathedrale und die Moschee als Symbole für das Zusammenleben und der nationalen Einheit betrachtet werden sollen.
(GV) (Fides 7/1/2020)