07.05.2020

Ägypten: Christliche Mutter entführt und zum Islam zwangskonvertiert

IGFM: Gewalt gegen Kopten nimmt während des Ramadans zu

Frankfurt am Main/Höxter (idea) – In Ägypten ist eine Christin entführt und mutmaßlich zum Islam zwangskonvertiert worden. Das berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main). Der Vorfall habe sich am 23. April im nördlich gelegenen Gouvernement Monufia ereignet. Dort sei die Koptin und Mutter von drei Töchtern, Rania Abd al-Meseh, von zwei verschleierten Frauen entführt worden. Drei Tage später habe sie in einem Video ihren Glaubenswechsel zum Islam erklärt. Laut IGFM scheint die Aufnahme unter Zwang entstanden zu sein. Auch die Familie der Betroffenen zweifele an einem freiwilligen Glaubenswechsel. Die Frau habe auf den Sozialen Medien regelmäßig christliche Inhalte geteilt und nach Angaben ihres Bruders am Tag ihres Verschwindens ihre Kette mit einem Kreuz getragen. Der Vorstandssprecher der IGFM, Martin Lessenthin, sieht darin Zeichen, dass der Übertritt zum Islam nicht freiwillig war. Laut IGFM kommt es immer wieder zu Entführungen christlicher Mädchen und Frauen in Ägypten sowie Zwangsheiraten mit Muslimen. Besonders während des islamischen Fastenmonats Ramadan nehme die Gewalt gegen Kopten im Land zu. Er endet in diesem Jahr am 23. Mai.

Bischof Damian: Entführungen sind Rache für Sturz Mursis

Der Bischof der koptisch-orthodoxen Diözese in Norddeutschland und Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian (Höxter), hört und liest mit großer Sorge vermehrt von solche Fällen. Wie er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea erklärte, besteht das Problem der Entführungen von Koptinnen seit vielen Jahren. Verantwortlich dafür seien vor allem radikale Muslime. Hauptsächlich Salafisten und Anhänger der Muslimbruderschaft übten auf diese Weise Rache an den ägyptischen Christen. Die radikal-islamischen Muslimbrüder werfen ihnen vor, den Sturz des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi (1951–2019) im Jahr 2013 befürwortet zu haben. In einer Kultur der Ehre und Scham, wie sie in Ägypten bestehe, seien christliche Familien durch die Entführung, Vergewaltigung und Zwangsverheiratung ihrer Frauen und Töchter besonders verwundbar, so der Bischof. Er hat das Thema nach eigenen Angaben bereits persönlich mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi besprochen und ihn darum gebeten, sich für den besseren Schutz von Christinnen einzusetzen. Ein großes Problem stelle die Glaubwürdigkeit in jedem einzelnen Fall dar. Manchmal wechselten koptische Frauen tatsächlich aus Liebe zu einem Muslim den Glauben. Deshalb müssten koptische Familien im Falle einer Entführung sehr viel Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Behörden leisten. Gelinge es der koptischen Kirche jedoch, in direkten Kontakt mit dem Präsidenten zu treten, würden solche Fälle stets ernst genommen.

Zunehmende Fürsprache für Christen

Trotz anhaltender Entführungen sieht der Bischof auch positive Entwicklungen hinsichtlich der Sicherheitslage der Christen in Ägypten. So setze sich nicht nur Präsident al-Sisi für sie ein, sondern zunehmend auch Schriftsteller, Journalisten und sogar Imame, indem sie Gewalt gegen Christen verurteilten. Sie stellten außerdem das friedliche Verhalten der Kopten in der ägyptischen Geschichte heraus. Ob es während des Ramadans zu Übergriffen auf Christen kommt, hängt aus Sicht Damians stark davon ab, was in den Moscheen bei den Freitagsgebeten gepredigt werde. In Ägypten bilden die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten die größte Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingstgemeinden, Brüdergemeinden und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe. Rund 90 Prozent der über 98 Millionen Einwohner Ägyptens sind Muslime.