09.03.2020

Syrien: Menschen leiden unter dem Krieg

Ein Miteinander von Christen und Muslimen ist möglich. Pastor aus Aleppo: Anhänger beider Religion leiden unter dem Bürgerkrieg.

Hamburg (idea) – Christen und Muslime können in Frieden zusammenleben. Davon ist der Pastor der „Union Armenischer Evangelischer Kirchen in Syrien und im Libanon“, Haroutune Selimian (Aleppo), überzeugt. Wie er in einem Vortrag über die Lage der Christen in Syrien am 5. März in der Missionsakademie an der Universität Hamburg sagte, haben Mitglieder beider Religionen gemeinsam unter der Belastung des 2011 ausgebrochenen Bürgerkriegs in Syrien und dem Terror des „Islamischen Staates“ (IS) gelitten. Gemeinsam hätten sie sich um die vielfältige Not der Menschen gekümmert. Eine etwa 2014 in Aleppo von christlichen Hilfswerken eröffnete Polyklinik stehe auch den Muslimen zur Verfügung. Zudem besuchten die Kinder von Christen und Muslimen dieselben Schulen. Selimian zeigt sich gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea davon überzeugt, dass das praktizierte Miteinander von Christen und Muslimen in Syrien „ein Modell für die ganze Welt“ sein könne.

Kritik am Einmarsch der Türkei

Scharfe Kritik übte er am Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien. Frieden könne es nur geben, wenn sich die Türkei aus dem Land wieder zurückziehe. Dann könne in einem Dialog mit den Rebellen in deren Hochburg Idlib ein Friedensabkommen gefunden werden. Es sei zudem an der Zeit, dass die ins Ausland geflohenen Syrer in ihre Heimat zurückkehrten. In Aleppo lebten vor dem Bürgerkrieg unter den 2,7 Millionen Einwohnern 400.000 Christen. Heute sind es nur noch 30.000. Selimian hielt am 8. März in Berlin eine Predigt aus Anlass des Sonntags „Reminiszere“. Die EKD ruft seit 2010 dazu auf, an dem Tag besonders für bedrängte und verfolgte Christen zu beten. Der Sonntag verdankt seinen Namen dem sechsten Vers des Psalms 25: „Gedenke (lateinisch: Reminiscere), Herr, an deine Barmherzigkeit.“