11.02.2020

Indonesien: Tunnel soll Moschee und Kirche verbinden

Evangelischer Dachverband: Das Projekt ist „substanzlos“

Jakarta (idea) – In der indonesischen Hauptstadt Jakarta sollen eine Moschee und Kirche mit einem unterirdischen Tunnel verbunden werden. Medienberichten zufolge bestätigte der indonesische Präsident Joko Widodo das Bauvorhaben am 7. Februar. Es werde ein „Tunnel der Freundschaft“ sein. Die Menschen müssten nicht mehr die belebte Straße überqueren, um zwischen den beiden Gotteshäusern hin und her zu gehen. Die 1975 errichtete Istiqlal-Moschee und die fast 120 Jahre alte Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale stehen in unmittelbarer Nähe zueinander. Sie gelten beide als nationale Kulturgüter und Symbol für ein friedliches Zusammenleben der Religionen in dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land. Nach Angaben des asiatischen katholischen Nachrichtendienstes Ucanews nutzen Muslime und Katholiken während hoher religiöser Feiertage regelmäßig Teile des jeweils anderen Grundstückes, etwa die Parkplätze.

Gemischte Reaktionen von Kirchenvertretern

Der katholische Erzbischof von Jakarta, Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, lobte das geplante Projekt. Laut Ucanews bezeichnete er den Tunnelbau als „Symbol der Harmonie und Freundschaft unter den Kindern des Staates“. Deutlich kritischer sieht das der Generalsekretär des Dachverbands der protestantischen Kirchen in Indonesien (CCI), Gomar Gultom. Er bezeichnete den Tunnel als „substanzlos“ und forderte Widodo auf, stattdessen Hindernisse bei der freien Religionsausübung abzubauen. So verhinderten etwa intolerante Gruppierungen den Bau von Kirchen. Nach Angaben des Setara-Instituts für Demokratie und Frieden (Jakarta) erteilten Behörden zwischen 2007 und 2018 in knapp 200 Fällen keine Genehmigungen für den Bau von Kirchen, weil radikale Gruppierungen sich zuvor dagegen ausgesprochen hatten. Von den rund 260 Millionen Einwohnern sind über 85 Prozent Muslime. Der Anteil der Christen liegt bei zehn Prozent.