06.05.2008

Indien: Beinahe 300 Dalit-Christen zum Hinduismus übergetreten

Diskriminierungen sind mit ein Grund für Konversionen

Indien: Beinahe 300 Dalit-Christen zum Hinduismus übergetreten

Diskriminierungen sind mit ein Grund für Konversionen

THIRUNELVELI, 23. April 2008 (ZENIT.org).- Im indischen Bundesstaat Tamil Nadu sind beinahe 300 Dalit-Christen zum Hinduismus übergetreten, wie die Agentur für ausländische Missionen mit Sitz in Paris (Frankreich), „Eglises d’Asie“ (EDA), berichtete. Die Christen, die zum größten Teil Pfingstkirchen angehört hatten, traten am 14. April bei den Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstags des verstorbenen indischen Politikers Bhimrao Ramji Ambedkar (14. April 1892 - 6. Dezember 1956), selbst Dalit und Herausgeber der indischen Verfassung, in Thirunelveli im Süden von Tamil Nadu zum Hinduismus über.

Wie die katholische Agentur „Sarnews“ berichtete, soll es sich bei den meisten Konvertiten um Bauern aus den Distrikten Kattampuzhi, Pannamparai, Radhapuram, Anandhapuram und Thisayanvillai gehandelt haben. Als Grund für ihre Konversion gaben die Betroffenen Diskriminierungen in ihren Pfarreien durch Christen höherer Kasten an. Außerdem würden sie als Christen nicht von den Vorteilen profitieren, die Hindus und Buddhisten zuteil würden.

Während die Polizei von 296 Dalits spricht, die an der großen Konversionszeremonie teilnahmen, waren es nach Angaben der nationalistisch geprägten hinduistischen Partei „Hindu Makkal Katchi“ 800 Dalits aus 185 Familien.

Nach einem von hinduistischen Priestern durchgeführten Sühne- und Reinigungsritus erhielten die Konvertiten einen neuen Namen und ein neues Gewand. Sie wurden in die hinduistischen religiösen Riten und Zeremonien d eingeführt und nahmen im Tempel Ambal von Nellaiappar-Gandhimathi an einem Gebet teil.

Ein Mitglied der Partei „Hindu Makkal Katchi“ erklärte, dass auch in anderen Bezirken von Tamil Nadu – in Villupuram, Thoothukudi, Kanyakumari und Ulundurpettai – Massenkonversionen geplant seien.

Beobachter meinen, dass eine derartig rege Tätigkeit der hinduistischen Parteien eine Folge der Politisierung religiöser Konversionen sei. Den Hintergrund bilden die bedauerlichen Ereignisse in einer katholischen Pfarrei in Eraiyur im Norden Tamil Nadus (Erzdiözese Pondichéry-Cuddalore): Am 8. März wurden dort zwei Personen von Polizisten getötet. Die Beamten hatten versucht, nach Konflikten zwischen Dalitt-Katholiken und Angehörigen anderer Kasten die Ordnung wiederherzustellen.

Die Opfer gehörten den Vanniyars an, die zwar einer niederen Kaste angehören, jedoch über den Dalits – den Kastenlosen –stehen. Sie hatten gegen die Bestrebungen der katholischen Dalits protestiert, intensiver am Pfarrleben teilzunehmen. Ehe die Polizei eingreifen konnte, hatten die

Vanniyars im Viertel der Dalits rund 30 Häuser zerstört und über 50 Personen verletzt. 250 Familien sind aus dem Viertel geflohen. Dalits und Angehörige niederer Klassen sind nach hinduistischer Auffassung originärer Bestandteil des Hinduismus – und müssen darum die hinduistischen Parteien wählen. Deshalb, so berichtete EDA, würden Konversionen zum Hinduismus medienwirksam ausgeschlachtet. Konversionen vom Hinduismus zu einer anderen Religion – zum Christentum oder zum Islam – werde hingegen kaum Aufmerksamkeit geschenkt.