02.12.2010

Iran: Todesurteil gegen Pfarrer Yousef Nadarkhani

IGFM: Wachsende Repressalien gegen Christen seit Präsidentenwahlen

Iran: Todesurteil gegen Pfarrer Yousef Nadarkhani

IGFM: Wachsende Repressalien gegen Christen seit Präsidentenwahlen

 

Frankfurt am Main (2. Dezember 2010) - Der iranische Pfarrer Yousef Nadarkhani wurde aufgrund seines christlichen Glaubens zum Tode verurteilt, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Der 35jährige ist seit dem 12. Oktober 2009 im Lakan-Gefängnis der nordiranischen Stadt Rascht in Haft und hat nun schriftlich sein Todesurteil wegen "Apostasie" erhalten. Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, forderte die Regierung Irans auf, religiöse Selbstbestimmung zu respektieren und Pfarrer Nadarkhani sofort aus dem Gefängnis freizulassen.

Pfarrer Yousef Nadarkhani war stand mehrmals vor Gericht, zuletzt im September dieses Jahres. Am 12. September soll das Gericht das Todesurteil gegen ihn gesprochen und es seinem Anwalt am Telefon mitgeteilt haben. Offiziell aber war das Urteil bisher nicht bekannt gegeben worden, so die IGFM.

Die Ehefrau des Priesters, Fatemeh Pasandideh, die sich seit Mai 2010 in Haft befindet, soll zur lebenslangen Haft verurteilt worden sein. Das Ehepaar, das vom Islam zum Christentum konvertiert war, hat zwei Söhne im Alter von sechs und acht Jahren. Beide gehören einer iranischen Pfingstgemeinde an.

Richter Mohammadi-Kashani von der Abteilung 11 der iranischen Justizbehörde der Provinz Gilan soll die Hinrichtung des Pfarrers gefordert und dessen Todesurteil zur Bestätigung an das Oberste Gericht des Iran gesendet haben.

Nadarkhani wird Glaubensabfall vom Islam (Apostasie) vorgeworfen. Nach Informationen der IGFM steht in der Islamischen Republik darauf für Männer die Todesstrafe, für Frauen - zumindest theoretisch - lebenslange Haft und tägliche Auspeitschung zu den fünf islamischen Pflichtgebeten.

Reza Dehghani, Pfarrer und Mitglied der Leitungsgruppe der iranischen Kirchengemeinde Nadarkhanis, berichtete, dass der Druck auf Apostaten seit der Präsidentenwahl im Juni 2009 verstärkt worden sei und seit Januar 2010 etwa 30 Personen in verschiedenen iranischen Städten aufgrund ihres neuen Glaubens verhaftet worden seien.

Weiterem Pfarrer droht Hinrichtung

Auch Pfarrer Behrouz Khanjani, der zur Zeit in der Militärhaftanstalt von Schiraz inhaftiert ist, droht die Hinrichtung wegen Apostasie. Seine Schwester Shirin Khanjani erklärte in einem Interview mit der exiliranischen Menschenrechtsinitiative RAHANA, dass ihr Bruder von Behörden des iranischen Sicherheitsdiensts gefoltert wurde. Behrouz Khanjani ist seit rund 10 Monaten in Untersuchungshaft. Ihm wird jeglicher Kontakt zur Außenwelt verweigert. Lediglich seine Frau darf ihn alle zwei Wochen im Gefängnis besuchen.

IGFM