30.12.2010

Pakistan:Tausende Häftlinge sollen verschleppt worden sein

Es wird vermutet, dass auch darunter inhaftierte Christen fallen.

Pakistan:Tausende Häftlinge sollen verschleppt worden sein

Es wird vermutet, dass auch darunter inhaftierte Christen fallen.

 

Pakistanische Sicherheitskräfte in Peshawar: US- Berichte über rabiates Vorgehen

Tausende Separatisten und mutmaßliche Taliban sind offenbar spurlos verschwunden, nachdem sie in die Gewalt pakistanischer Sicherheitskräfte gerieten. Das meldet die "New York Times" unter Berufung auf das US-Außenministerium. Viele seien möglicherweise gefoltert oder getötet worden.

Hamburg/Washington - Die amerikanische Regierung sorgt sich um das Wohlergehen von Tausenden Gefangenen in Pakistan. Nach einem Bericht des US-Außenministeriums an den Kongress sollen Polizei und Geheimdienste in dem Land politische Häftlinge und mutmaßliche Taliban verschleppt haben. Das schreibt die "New York Times" unter Berufung auf den Bericht. Darunter seien sowohl Guerilla-Kämpfer als auch Zivilisten. Einige seien gefoltert oder getötet worden. Dabei soll es sich vor allem um Oppositionelle aus der südwestlichen Provinz Balutschistan handeln. In den vergangenen zehn Jahren sollen pakistanische Sicherheitskräfte dort Tausende verhaftet und verschleppt haben, schreibt die Zeitung. Der Kampf gegen die Taliban in Afghanistan sei jedoch nur als Vorwand benutzt worden, um gegen die widerspenstigen Separatisten in der Provinz vorzugehen. Davon gingen Menschenrechtsorganisationen und Mitarbeiter der US-Regierung aus.

Eine Unabhängigkeitsbewegung in Balutschistan versucht seit langem, sich von Pakistan loszusagen. Die Gefangenen, so der Vorwurf von Menschenrechtsorganisationen, würden ohne Prozess an geheimen Orten festgehalten. Eine genaue Zahl sei schwierig zu ermitteln, weil Angehörige aus Angst vor weiteren Repressionen Vermisste nicht melden würden.

Außerdem heißt es in dem achtseitigen Bericht des Außenministeriums, dass pakistanische Soldaten unbewaffnete Mitglieder der Taliban getötet hätten, statt sie vor ein Gericht zu stellen. Der Bericht wurde bereits Ende November an den Kongress geschickt. Ein Mitarbeiter hat ihn nun erst an die "New York Times" weitergereicht.

Gefangene verschwinden in einem "schwarzen Loch"

Der Bericht macht auch deutlich, wie schwierig die Beziehungen der USA zu Pakistan derzeit sind. Einerseits benötigt die US-Regierung die Unterstützung Pakistans im Kampf gegen al-Qaida und die Taliban. Nach den Anschlägen vom 11. September hatte der damalige Präsident George W. Bush die Pakistaner aufgefordert, gegen radikale Islamisten vorzugehen. Das US-Militär operiert zudem in der Grenzregion zu Afghanistan.

Andererseits gibt es große Sorge über das rabiate Vorgehen der pakistanischen Sicherheitskräfte. Geheimdienste und Sicherheitskräfte halten sich offenbar nicht an die Menschenrechte. Die US-Regierung habe die Regierung aber bisher nur hinter verschlossenen Türen darauf hingewiesen, aus Angst, die Kooperation der beiden Staaten zu gefährden. Gleichzeitig sei bekannt, dass Gefangene ohne Verfahren in einem "schwarzen Loch" verschwinden würden.

Mitarbeiter des pakistanischen Geheimdienstes weisen die Anschuldigungen laut "New York Times" zurück. Die Menschenrechts-Aktivisten würden die Zahl der Inhaftierten übertreiben. Dass Häftlinge ohne Verfahren festgehalten würden, wurde mit der schwachen Justiz und oftmals unzureichenden polizeilichen Ermittlungen entschuldigt. In der Vergangenheit seien deshalb Dutzende Terror-Verdächtige freigekommen.

ore  aus spiegel.de