27.11.2010

Europäisches Parlament: Schutz für Christen im Irak

Brüssel (idea) - Das Europäische Parlament hat „tiefe Besorgnis über die jüngsten Angriffe auf Christen und andere religiöse Gemeinschaften im Irak" geäußert und „den Missbrauch der Religion durch die Angreifer" scharf missbilligt.

Aktueller Anlass war der Überfall islamistischer Terroristen auf eine Kirche in Bagdad Ende Oktober, bei dem mehr als 50 Christen ums Leben kamen. Die EU-Abgeordneten forderten den irakischen Staat auf, „seine Anstrengungen zum Schutz der Christen und anderer verletzlicher Minderheiten deutlich zu erhöhen", die für die Verbrechen Verantwortlichen gerichtlich zur Rechenschaft zu ziehen und den Kampf gegen den Terrorismus zu verstärken. Der außenpolitische Sprecher der CSU im Europaparlament, Bernd Posselt, nannte es einen „himmelschreienden Skandal, dass nach 2000 Jahren der Präsenz christlicher Gemeinschaften im heutigen Irak diese ausgerechnet nach einer Intervention des so genannten Westens und unter einer demokratischen, von uns gestützten Regierung zu verschwinden drohen". Damit könne sich die EU nicht abfinden: „Wir dürfen nicht nur ab und zu eine müde Geste setzen, sondern müssen deutlich machen, dass wir hauptverantwortlich sind. 80 Prozent der Europäer sind Christen, und wer soll sich um unsere Glaubensbrüder dort kümmern, wenn nicht wir?" Ein Schwerpunkt der EU-Menschenrechtsarbeit müsse vorrangig die Situation der irakischen Christen berücksichtigen, die „sogar das grauenhafte Saddam-Hussein-Regime in ihrer Heimat überlebt haben, aber jetzt existentiell bedroht sind". Im Blick auf den Widerspruch einiger Abgeordneten kritisierte der entwicklungspolitische Sprecher der CSU-Europagruppe, Martin Kastler, eine „Verhöhnung der Opfer im Irak“. So habe die belgische Sozialistin Veronique de Keyser „sich erdreistet, zu fragen, warum überhaupt Christen so ausdrücklich erwähnt werden müssen“ Nach Angaben der EKD ist die Zahl der irakischen Christen in den letzten Jahren um 50 Prozent auf rund 600.000 zurückgegangen. Andere Quellen sprechen davon, dass unter den 26,7 Millionen Einwohnern nur noch rund 450.000 Christen lebten. 95 Prozent der Iraker sind Muslime.