01.01.2011

Ägypten: Tote und Verletzte bei Anschlag vor Kirche

Gewalt gegen Christen in Ägypten

Ägypten: Tote und Verletzte bei Anschlag vor Kirche

Gewalt gegen Christen in Ägypten

 

Ein Selbstmordattentäter hat sich in der Neujahrsnacht vor einer großen koptischen Kirche in Alexandria in die Luft gesprengt und dabei mindestens 21 Gläubige mit in den Tod gerissen. Mindestens 43 Menschen wurden nach Angaben aus dem ägyptischen Gesundheitsministerium verletzt.

Nach der Neujahrsmesse war ein Auto vor der Kirche in Alexandria explodiert, gerade als die Gottesdienstbesucher das Gebäude verließen. Fast 1000 Menschen hätten an der Messe teilgenommen, sagte der koptische Priester Mena Adel. Nach dem Gottesdienst seien die Besucher auf die Straße geströmt. Augenzeugen berichteten, vor der Kirche habe die zerstörte Karosserie eines Autos gestanden, im Umkreis hätten Leichen gelegen, zahlreiche Menschen seien verletzt worden.

Nach der Tat lieferten sich wütende Christen nach Angaben der Polizei und von Augenzeugen Straßenkämpfe mit den Sicherheitskräften und stürmten eine nahe gelegene Moschee. Die Polizei trieb die Menge auseinander.

Steckt Al Kaida hinter dem Anschlag?

Die Polizei erklärte zunächst, der Sprengstoff sei offenbar in einem geparkten Auto vor der Kirche versteckt gewesen. Das Innenministerium erklärte jedoch später, dass ein im Fahrzeug sitzender Selbstmordattentäter den Anschlag verübt habe. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Der Gouverneur von Alexandria, Adel Labib, gab umgehend dem Terrornetzwerk Al Kaida die Schuld an der Tat. Es blieb aber unklar, ob er dafür Beweise hatte.

Papst ruft zum Schutz der Christen auf

Präsident Hosni Mubarak rief alle Ägypter, ob Christen oder Muslime, auf, sich gemeinsam dem Terrorismus und allen zu widersetzen, die die Sicherheit und Einheit des Landes bedrohten. Papst Benedikt XVI. forderte nach dem Anschlag die Regierungen weltweit dazu auf, Christen in ihrem Land besser zu schützen. Die Regierungen müssten mit "konkretem und dauerhaftem Engagement" und nicht nur mit Worten gegen Diskriminierung und religiöse Intoleranz vorgehen, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Neujahrsmesse im Petersdom in Rom.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich bestürzt über den Anschlag und erklärte: "Ich verurteile diesen Akt der Brutalität gegen Menschen, die bei einer Messe friedlich das neue Jahr begehen wollten, auf das Schärfste."

Immer wieder Angriffe auf christliche Minderheiten

Im Nahen Osten kommt es immer wieder zu Angriffen und Anschlägen auf die christlichen Minderheiten. Die gleiche Kirche in Alexandria geriet bereits 2006 in die Schlagzeilen, nachdem ein Messerstecher Gottesdienstbesucher angegriffen hatte.

Zuletzt warfen Muslime in Ägypten der koptischen Kirche vor, zwei Frauen festzuhalten, die zum Islam übertreten wollten, um ihre Ehen scheiden lassen zu können. In den vergangenen Monaten nutzten Terrorgruppen mit Verbindungen zu Al Kaida diese Anschuldigungen zum Vorwand für Anschläge auf Christen im Irak.

 tagesschau.de