21.08.2012

Syrien/Deutschland: Sonderhilfen für christliche Flüchtlinge abgelehnt

Kritik an Niebel: „Hartherzig“ gegenüber syrischen Christen Der Entwicklungsminister lehnt Sonderhilfen für christliche Flüchtlinge ab

Syrien/Deutschland: Sonderhilfen für christliche Flüchtlinge abgelehnt

Kritik an Niebel: „Hartherzig“ gegenüber syrischen Christen

 

Der Entwicklungsminister lehnt Sonderhilfen für christliche Flüchtlinge ab

 

Damaskus/Frankfurt am Main (idea) – Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) kritisiert, weil er Sonderhilfen für christliche Flüchtlinge aus Syrien ablehnt. Seine Argumentation sei „hartherzig“, erklärte der Geschäftsführende IGFM-Vorsitzende Karl Hafen (Frankfurt am Main) am 21. August. Niebel begründet seine Haltung damit, dass die Bevorzugung einer Bevölkerungsgruppe zu Neid und Gewaltakten führen könnte. Dem entgegnet Hafen: „Muslime finden Schutz im nahen Ausland und können später nach Hause zurückkehren, die Christen verlieren hingegen ihre Heimat endgültig.“ Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ist die Innenstadt von Homs, wo die meisten Christen lebten, zerstört. Die zehn Kirchen in der Altstadt seien schwer beschädigt worden und auf lange Sicht nicht nutzbar. Überall lauernde Scharfschützen machten eine Rückkehr unmöglich. Die Rebellen hätten sich nach Angriffen des Militärs von Präsident Baschar al-Assad in die Altstadt von Homs zurückgezogen. Beim Nachrücken der Armee seien in erster Linie die Häuser der Christen zerstört worden, während die von Muslimen bewohnten Randgebiete der Stadt verschont geblieben seien.

Franziskaner: Regierungsgegner verfolgen Christen

Der höchste Vertreter des Franziskanerordens in Syrien, Pater Halim Noujeim, beziffert die Zahl der christlichen Flüchtlinge allein aus Homs und Hama auf mehr als 200.000. Sie seien in andere Regionen des Landes oder in den Libanon geflohen. Besonders hoch sei die Zahl der Binnenflüchtlinge in der Hauptstadt Damaskus. Sie brauchten dringend Unterstützung, weil sie alles verloren hätten, sagte Noujeim in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. Nach seinen Angaben kommt es zu Verfolgungen von Christen durch Regierungsgegner. So seien Christen aus ihren Häuser in Hama vertrieben worden. Die Rebellenarmee habe die dortige Kirche besetzt. Noujeim warnt davor, die politische Diktatur in Syrien durch eine religiöse zu ersetzen: „Es gibt keine schlimmere Form der Diktatur als eine religiöse, insbesondere für eine christliche Minderheit, die in einer mehrheitlich muslimischen Gesellschaft lebt.“ Der Westen stehe mehrheitlich auf der Seite der Oppositionellen, realisiere aber nicht die Situation, in der die Christen lebten. Von den 21 Millionen Einwohnern Syriens sind 90 Prozent Muslime und 6,3 Prozent Christen.