05.07.2012
Nigeria: Wenig Aussicht auf ein Ende des Terrors
Württembergischer Oberkirchenrat kritisiert Korruption und Ölkonzerne
Nigeria: Wenig Aussicht auf ein Ende des Terrors
Württembergischer Oberkirchenrat kritisiert Korruption und Ölkonzerne
Balingen (idea) – In Nigeria besteht wenig Aussicht auf ein Ende des Terrors durch die islamische Gruppe Boko Haram („Westliche Erziehung ist Sünde“), weil notwendige politische und wirtschaftliche Reformen ausbleiben. Diese Ansicht äußerte der Ökumene-Dezernent in der württembergischen Kirchenleitung, Oberkirchenrat Prof. Ulrich Heckel (Stuttgart), am 5. Juli vor der in Balingen tagenden württembergischen Landessynode. Die nigerianische Regierung bekräftige zwar immer wieder, den Terror bekämpfen zu wollen, gehe aber nicht nachhaltig gegen staatliche Korruption und die Ausbeutung des Landes durch internationale Ölkonzerne vor. Dem Oberkirchenrat zufolge setzt sich Boko Haram für die Einführung eines islamischen Gottesstaates und ein Verbot westlicher Bildung ein. Der Gruppe würden Verbindungen zu anderen Terrororganisationen wie Al Qaida im Islamischen Maghreb und Al Shabaab in Somalia sowie zu Terrorcamps in Afghanistan nachgesagt. Ihre Aktionen richteten sich sowohl gegen Christen als auch gegen muslimische Führungspersönlichkeiten, die ihnen zu westlich erschienen. Ziel sei es, das Land und seinen christlichen Präsidenten, Jonathan Goodluck, zu destabilisieren. Zur Situation der christlichen Minderheit im islamisch dominierten Nordnigeria verwies Heckel auf Aussagen des Präsidenten der „Kirche der Geschwister“, Samuel Dali. Nach Bombenanschlägen extremistischer Muslime und mehreren Gegenangriffen christlicher Jugendlicher habe eine Bombenexplosion die große Kirche in Kaduna praktisch komplett zerstört. Aus Furcht vor weiteren Attentaten feierten die Christen zur Zeit keine Gottesdienste mehr an Sonntagen, sondern versammelten sich an Werktagen. Heckel rief die württembergischen Kirchenmitglieder zur Fürbitte für die bedrängten Christen in Nigeria auf. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen hat Boko Haram in diesem Jahr bereits rund 600 Menschen umgebracht. Von den rund 158 Millionen Einwohnern Nigerias bekennt sich über die Hälfte zum Islam. Der Anteil der Christen in Nigerias wird mit 40, teils mit 48 Prozent angegeben.