12.07.2012
Deutschland: NRW-islamischer Religionsunterricht
Alle Mitglieder des Gremiums sind Muslime.
Einführung zum Schuljahresbeginn zunächst an Grundschulen
Düsseldorf (idea) – Als erstes Bundesland führt Nordrhein-Westfalen zum Schuljahresbeginn am 22. August den islamischen Religionsunterricht ein. Er wird zunächst an Grundschulen angeboten. Voraussetzung ist, dass jeweils mindestens zwölf Schüler teilnehmen. Die Zahl der Schulen, an denen das Fach unterrichtet wird, soll am 17. August bekannt gegeben werden. Auf einer Fachtagung zum Thema „Die Zukunft des islamischen Religionsunterrichtes in NRW“ bezeichnete Schulministerin Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) die Einführung als „Meilenstein für mehr Integration in NRW“. Nach Angaben des Ministeriums soll das Fach in den kommenden Jahren schrittweise an den Schulen eingeführt werden. Löhrmann: „Wir wollen einen modernen, schülerorientieren islamischen Religionsunterricht.“ Die Zahl der muslimischen Schüler liegt landesweit derzeit bei 320.000. Seit Mitte der 80er Jahre gab es in Nordrhein-Westfalen Bestrebungen, einen Islamunterricht einzuführen. Am 22. Februar dieses Jahres kam es zum endgültigen Durchbruch. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) mit Sitz in Köln und das nordrhein-westfälische Schulministerium unterzeichneten eine „Gemeinsame Erklärung zur Einführung des islamischen Religionsunterrichtes“.
Ausschließlich Muslime im zuständigen Beirat
Vereinbart wurde unter anderem, einen achtköpfigen Beirat einzurichten, der die religiösen Grundsätze der Muslime gegenüber dem Land vertritt. Der Beirat ist je zur Hälfte mit Vertretern des Ministeriums und des KRM besetzt. Alle Mitglieder des Gremiums sind Muslime. Der Beirat erteilt auch die Lehrerlaubnis. Die Ausbildung der muslimischen Religionslehrer erfolgt am Centrum für Religiöse Studien der Universität Münster. Für muslimische Schüler in Nordrhein-Westfalen wurde bisher (seit 1986) „Islamische Unterweisung“ im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts angeboten, zum Beispiel in türkischer Sprache. Seit 1999 gab es ferner „Islamkunde in deutscher Sprache“ als „religionskundliches Angebot ohne Verkündungscharakter“. Am evangelischen Religionsunterricht nahmen 2011 in Nordrhein-Westfalen 991.789 Schüler teil, am katholischen 1.015.899. Nach Angaben des Schulministeriums ließen sich 22.636 Schüler vom evangelischen und 25.387 vom katholischen Unterricht befreien.