15.07.2012

China: Religiöse NGOs

In China bestehen sowohl im Land beheimatete als auch internationale religiöse Nichtregierungsorganisationen. Diejenigen unter ihnen, die als nicht auf Gewinn ausgerichtete Organisationen registriert sind, stehen oft in enger Verbindung mit einer der fünf staatlich anerkannten Religionen oder anderen staatlichen Organisationen. Sowohl die legal bestehenden als auch die nicht registrierten religiösen NGOs konzentrieren sich vor allem darauf, die den Menschen zu dienen, die es am dringendsten nötig haben, insbesondere Wanderarbeitern und ihren Familien, Waisen und Opfern von Naturkatastrophen.

Die meisten religiösen NGOs in China sind in der Lage, die Tätigkeiten auszuführen, für die sie ins Leben gerufen wurden. Allerdings gestattet ihnen der Staat keine religiöse Betätigung, wie etwa die öffentliche Verkündigung von Glaubenslehren. So musste etwa die in Hongkong registrierte Chinese Theological Society Ende Juni 2012 eine theologische Schulung auf dem chinesischen Festland auf Anordnung des Ministeriums für Staatssicherheit absagen. Auch politische Tätigkeiten, wie etwa Lobbying für Gesetzesänderungen, sind ihnen untersagt. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass viele säkulare und religiöse NGOs auf der ganzen Welt, die sich mit Entwicklungszusammenarbeit beschäftigen, das Hinwirken auf Gesetzesänderungen als einen wesentlichen Teil ihrer Arbeit sehen.

Das heißt, wenn auch viele religiöse NGOs erfolgreich in China arbeiten, sehen sie sich wie alle NGOs mit einem unsicheren rechtlichen Umfeld konfrontiert. Dennoch wächst die Zahl der religiösen NGOs ständig und ihre Aktivitäten und geographische Reichweite sind auf Expansionskurs.

Das wohl bekannteste Beispiel für eine den anerkannten Religionsgemeinschaften nahe stehende religiöse NGO ist die Amity Foundation, die mit den zwei staatlich genehmigten protestantischen Organisationen verbunden ist, der Drei-Selbst Kirche und dem Chinesischen Christenrat. Wie viele andere staatsnahe NGOs ist sie Partnerschaften mit internationalen religiösen NGOs eingegangen, teilweise als Mittel, um unabhängiger vom Staat zu werden. Über ihren Amity Verlag konnte sie seit 1987 über 50 Millionen Bibeln herstellen und verbreiten. Mit landwirtschaftlichen Projekten und Sozialprogrammen wird Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Durch ihr „Teachers‘ Program“ hilft Amity, die Qualität des Fremdsprachenunterrichts in China zu verbessern.

Internationale NGOs wie World Vision dürfen in China legal arbeiten. Ihre Projekte zur Linderung der Armut, Bildung für Kinder von Wanderarbeitern etc. sind gerne gesehen. Für die meisten internationalen religiösen NGOs ist es Teil ihrer Organisationspolitik, sich in China nicht in direkt religiös zu betätigen. Das heißt aber nicht, dass sie ihre religiöse Identität verbergen.

Die Registrierung von NGOs und insbesondere religiösen NGOs ist allerdings schwierig und mit bürokratischen Hürden verbunden. Daher arbeiten viele soziale Initiativen ohne staatliche Registrierung.

Vollkommen unabhängig vom Staat und staatlich anerkannten Kirchen leistet die Mehrheit der nicht registrierten Hauskirchen Nothilfe und betreibt karitative Projekte, ohne formelle Organisation und Registrierung. Auch von Einzelpersonen und privaten Gruppen ins Leben gerufene Initiativen leisten oft ohne staatliche Registrierung hervorragende Sozialarbeit und Hilfe. So hat ein junges christliches Ehepaar in Chengdu in der Provinz Sichuan eine Schule für behinderte Jugendliche ins Leben gerufen. Christliche Geschäftsleute in der Provinz Zheijiang starteten eine „Gemeinschaft“, um Hochwasseropfern zu helfen und andere soziale Dienste zu leisten.

Quelle: Forum 18, Oslo (+ www.mission-21.org Details Amity Foundation)

Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der ÖEA