19.07.2012
Syrien: Ranghöchster Christ getötet
Die christliche Minderheit gerät immer stärker zwischen die Fronten der meist sunnitischen Aufständischen und der Truppen des sozialistischen Regimes
Syrien: Ranghöchster Christ getötet
Die christliche Minderheit gerät immer stärker zwischen die Fronten der meist sunnitischen Aufständischen und der Truppen des sozialistischen Regimes
Bei dem Anschlag in Damaskus ist der ranghöchste Christ des Landes getötet worden. Der syrische Verteidigungsminister Daud Radscheha gehörte der griechisch-orthodoxen Kirche an.
Damaskus (idea) – Beim Anschlag auf die syrische Regierungsspitze am 18. Juli in Damaskus ist der ranghöchste Christ des Landes getötet worden. Verteidigungsminister Daud Radscheha (65) gehörte der griechisch-orthodoxen Kirche an. Der General war im August 2011 in das Ministeramt gekommen. Wegen seines harten Vorgehens gegen die Opposition stand er auf schwarzen Listen der Europäischen Union und der USA. Ebenfalls getötet wurde sein Stellvertreter Asef Schawkat, ein Schwager von Staatschef Baschar al-Assad. Schwer verletzt wurde Innenminister Mohammed Ibrahim al-Schaar.
Christen zwischen den Fronten
Der im März begonnene Aufstand gegen das Assad-Regime weitet sich immer mehr zu einem Bürgerkrieg aus. Insgesamt sind schätzungsweise 17.000 Menschen ums Leben gekommen. Dabei gerät die christliche Minderheit zwischen die Fronten der meist sunnitischen Aufständischen und der Truppen des sozialistischen Regimes. Katholiken, Orthodoxen und Evangelikalen zufolge vertreiben islamische Extremisten Christen gezielt aus ihren Wohnvierteln. In der Rebellenhochburg Homs würden ganze Familien als „menschliche Schutzschilde“ missbraucht.
Christliche Hilfswerke stehen Zivilisten bei
Unter Führung der Internationalen Orthodoxen Christlichen Hilfswerke bringen Christen der Zivilbevölkerung etwa in Homs sowie Flüchtlingen in Nachbarländern humanitäre Hilfe. Dazu gehören nach Angaben der ökumenischen Nachrichtenagentur ENInews (Genf) Medikamente und medizinische Instrumente, Nahrungs- und Hygienepakete, Kleidung und Kochutensilien. Außerdem stünden die Helfer traumatisierten Familien seelsorgerlich bei. Von den 21 Millionen Einwohnern Syriens sind 90 Prozent Muslime und 6,3 Prozent Christen; davon sind jeweils drei Prozent Katholiken und Orthodoxe plus kleine Gruppen von Protestanten. Die übrige Bevölkerung besteht aus Nichtreligiösen oder Anhängern anderer Religionen.