20.07.2012

Ramadan: Christen beten im Ramadan für Muslime

Mehr religiöse Aufgeschlossenheit – aber auch mehr Christenverfolgung

Ramadan: Christen beten im Ramadan für Muslime

Mehr religiöse Aufgeschlossenheit – aber auch mehr Christenverfolgung

Köln/Wolfenbüttel/Hannover/Stuttgart (idea) – Im islamischen Fastenmonat Ramadan, der am 20. Juli begonnen hat, beten nicht nur Muslime in besonderer Weise. Evangelikale Christen in aller Welt sind mit der Aktion „30 Tage Gebet für die islamische Welt“ aufgerufen, für die 1,6 Milliarden Muslime zu beten. Die Aktion ermuntert dazu, den Ramadan als besondere Herausforderung zur gegenseitigen Begegnung zu begreifen. Gleichzeitig sollen christliche Minderheiten, deren Religionsfreiheit in muslimischen Ländern bedroht sind, geistlich gestärkt werden. Mitinitiator der Initiative ist die Deutsche Evangelische Allianz. Im Ramadan halten sich Muslime von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang von Essen, Trinken und leiblichen Gelüsten fern. Das soll ihnen helfen, ihr Denken und Handeln auf Allah und das Studium des Korans auszurichten. In Deutschland bezeichnen sich rund 85 Prozent der über vier Millionen Muslime als religiös oder sehr religiös. Das Fastenbrechen wird abends mit einem Festmahl begangen. Der Ramadan sei „geprägt von Besinnlichkeit, von gegenseitigem Respekt und Gastfreundlichkeit“, erklärte der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland, Ali Kizikaya (Köln), zu Beginn des Monats. Die Fastenzeit, die am 19. August endet, solle „besonders für die Solidarität mit den Schwachen und Armen in der Welt genutzt werden“.

ACK: Miteinander gegen antireligiöse Kräfte

Christen und Muslime fühlten sich im Lobpreis Gottes sowie im gemeinsamen Eintreten für soziale Gerechtigkeit verbunden, erklärte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, (ACK), der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber (Wolfenbüttel), in einem Grußwort. In der aktuellen Diskussion um die Religionsausübung in Deutschland stünden Christen an der Seite der Muslime: „Über die Grenzen der Religionen hinweg wollen wir uns gemeinsam gegen antireligiöse Kräfte der Atheisten einsetzen und immer wieder für einen lebendigen Glauben werben.“ Man sei betroffen von den gewalttätigen Auseinandersetzungen – nicht nur in den Ländern Afrikas und des Nahen Ostens – und lehne den Einsatz von Waffen zur Lösung von Konflikten vehement ab, so Weber. Zur ACK gehören 17 evangelische, orthodoxe und katholische Kirchen sowie Freikirchen als Mitglieder und vier als Gastmitglieder.

Landesbischof: Gemeinsam gegen Terrorismus

Der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Nidersachsen, der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, geht in seinem Grußwort auf die Neonazi-Morde an Muslimen ein und versichert: „Wir als evangelische Christen sind darüber so erschüttert wie Sie.“ Im Blick auf den Terrorismus, der sich auf den Islam beruft, ruft der Landesbischof zu einer „energischen und mutigen Koalition aller Demokraten, gleich welcher Herkunft und Religion“ auf. Wie Meister so zeigt sich auch der badische Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe) dankbar für die Gastfreundschaft der Moscheegemeinden, die sichtbar werde, wenn Muslime und Nicht-Muslime nach Sonnenuntergang zum Fastenbrechen zusammenkämen und miteinander äßen: „Dort, wo sich religiöse Menschen in vertrauensvoller Atmosphäre zu Austausch und Dialog treffen, wachsen die Voraussetzungen für Versöhnung und Frieden.“

„Arabischer Frühling“: Christen zwischen allen Fronten

Ziel der Aktion „30 Tage Gebet für die islamische Welt“ sei es, Christen zu Kontakten mit Muslimen zu ermutigen und mehr Hintergrundwissen zur Verfügung zu stellen, heißt es in einer Mitteilung der Evangelischen Allianzen in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Dort leben knapp fünf Millionen Muslime. Die in rund 60.000 Exemplaren erschienenen deutschsprachigen Gebetshefte für Gemeindegruppen, Familien und Kinder enthalten Beispiele für gelungene Begegnungen zwischen Christen und Muslimen. Sie weisen aber auch auf die Menschenrechtsverletzungen und die Situation der verfolgten Christen in islamischen Ländern hin. Wie der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), idea auf Anfrage mitteilte, stünden die Christen im Arabischen Frühling meist zwischen allen Fronten. Das gelte auch für den blutigen Konflikt in Syrien. Steeb: „Die Islamisten scheinen die Oberhand zu gewinnen.“ Christen könnten zu den „Verlierern“ der Umbrüche werden.

Muslime aufgeschlossener für religiöse Erfahrungen

Gleichzeitig weist die Allianz darauf hin, dass viele Muslime gerade in der Fastenzeit offener für religiöse Erfahrungen würden. Man wolle beten, dass sie auch aufgeschlossen seien für eine Begegnung mit Jesus Christus. Christen in muslimischen Ländern brauchten Gebetsunterstützung, dass sie ihren Glauben ihren Landsleuten bezeugen können.

Mehr Feindseligkeit gegenüber Christen

Aber viele seien während des Ramadans auch verstärkten Feindseligkeiten ausgesetzt, erklärte der  US-Direktor des christlichen Hilfswerks Open Doors, Carl Moeller (Santa Ana/Kalifornien). Manche Muslime würden durch das religiöse Fasten zu Fanatismus und zur Feindseligkeit gegenüber Nicht-Muslimen angeregt. Selbst dort, wo Christen normalerweise unauffällig und friedlich mit Muslimen zusammenlebten, könne es zu Ausschreitungen kommen, beispielsweise wenn sie sich nicht an die Ramadan-Regeln halten und tagsüber essen und trinken.

Das Gebetsheft "30 Tage Gebet für die Islamische Welt" 2012 steht zum Downloaden bereit  oder hier bestellen bei der Deutschen Evangelischen Allianz. (Redaktion AKREF)