29.07.2012

Russland: Evangelium wirkt befreiend

Russland spürt immer noch Folgen der Sowjetherrschaft

Russland: Evangelium wirkt befreiend

Russland spürt immer noch Folgen der Sowjetherrschaft

 

Bischof der flächenmäßig größten lutherischen Kirche:

Stuttgart (idea) – In der russischen Gesellschaft sind immer noch Wunden und Spuren der kommunistischen Sowjetdiktatur zu spüren. Das berichtete der Bischof der Evangelisch Lutherischen Kirche vom Ural, Sibirien und Ferner Osten (ELKUSFO), Otto Schaude (Omsk), bei einem Besuch des Gustav-Adolf-Werks (GAW) in Württemberg. Es unterstützt evangelische Minderheitenkirchen. Der 68 Jahre alte Schaude – früherer Vorsitzender des Altpietistischen Gemeinschaftsverbandes und württembergischer Landessynodale – steht seit fast zwei Jahren an der Spitze der ELKUSFO. Flächenmäßig ist sie die größte lutherische Kirche der Welt: Ihre rund 4.000 Mitglieder leben in 144 Gemeinden zwischen Ural und Pazifik und werden von 15 Pastoren betreut. Wie Schaude Ende Juli bei seinem Besuch in der Stuttgarter GAW-Geschäftsstelle berichtete, sind in den kleinen lutherischen Gemeinden mehrere Zielgruppen zu erkennen. Neben ehemaligen Russlanddeutschen und alt gewordenen Kerngemeindegliedern kämen auch religiös aufgeschlossene Russen aus der orthodoxen Kirche. Ferner stießen zu den Gemeinden zunehmend Familien und Einzelpersonen, die kein religiöses Wissen mitbringen und deren weltanschauliche Einstellung von Kommunismus bzw. Atheismus geprägt sei. Sie empfänden die befreiende Botschaft des Evangeliums im Vergleich zu den verkrusteten Strukturen von Staat und orthodoxer „Staatskirche“ als wohltuend. „Unsere Kirche“, so Schaude, „bietet nichts Spektakuläres.“ Sie biete aber die froh machende Freiheit des Evangeliums, eine persönliche Glaubensbeziehung zu Christus und das diakonische Engagement.

 

Freiwillige für Sibirien?

 

Mit dem Geschäftsführer des GAW Württemberg, Ulrich Hirsch, und Referentin Yvonne Hügele erörterte Schaude Entsendemöglichkeiten von Freiwilligen die sibirische Kirche erörtert. Der Bischof will zusammen mit den Pastoren prüfen, ob solche Stellen für junge Deutsche bereits im Sommer 2013 im Kirchenzentrum in Omsk als auch in Jekaterinburg zur Verfügung stehen können. An Aufgaben mangele es nicht: Mitarbeit in der Jugendarbeit, im Kindergottesdienst, in Gemeindegruppen sowie Fahrdienste, Begleitung von Pastoren, Altenarbeit und handwerkliche Tätigkeiten sind einige der möglichen Aufgabenfelder. Eine ergänzende Aufgabe wäre die Planung eines Workcamps (Aufbaulager) beim Kirchenneubau in Jekaterinburg und in anderen Orten der ELKUSFO. Das 1832 gegründete GAW ist nach dem Schwedenkönig Gustav Adolf (1594-1632) benannt, der die Glaubensfreiheit der Protestanten im Norden und Osten Deutschlands während des Dreißigjährigen Kriegs sicherte. Das Werk trägt dazu bei, dass evangelische Minderheiten in katholischem, orthodoxem, islamischem oder atheistischem Umfeld ihren Glauben leben und weitergeben können. Das GAW Württemberg unterstützt 40 Partnerkirchen in 30 Ländern.