20.06.2012
Islamische Welt: Minderheitenrechte werden eingeschränkt
Wo Muslime in der Mehrheit sind, leiden Christen - Vom Missionsfest der Evangelischen Karmelmission
Islamische Welt: Minderheitenrechte werden eingeschränkt
Wo Muslime in der Mehrheit sind, leiden Christen -
Vom Missionsfest der Evangelischen Karmelmission
Schorndorf (idea) – In Gebieten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung wird der Islam radikaler. Darunter haben insbesondere Christen zu leiden. Das berichteten Mitarbeiter der Evangelischen Karmelmission beim Jahresfest am 17. Juni in Schorndorf bei Stuttgart. Als Beispiel wurde der Sudan genannt. Seit der Abspaltung des südlichen Landesteils, der jetzt einen unabhängigen Staat bildet, würden die Rechte der Christen im islamisch geprägten Norden immer mehr eingeschränkt. Präsident Omar Al Bashir habe sämtliche christlichen Feiertage gestrichen. Dagegen wehrten sich die Kirchen. Sie kündigten an, wie in den Vorjahren an Weihnachten hunderttausende Bibeln auf den Straßen der Hauptstadt Khartum verteilen zu wollen. Auch im Norden Nigerias verschlechtere sich die Lage der Christen, teilten Mitarbeiter des Missionswerks mit. Die Terrororganisation Boko Haram (Alles Westliche ist Sünde) betrachte die Region als islamisches Herrschaftsgebiet und fordere alle Christen ultimativ auf, den Norden zu verlassen. In zwölf Bundesstaaten Nigerias sei das islamische Religionsgesetz, die Scharia, bereits als Rechtsordnung eingeführt worden. Ständig würden Kirchen in die Luft gesprengt, während Christen dort Gottesdienste feierten. Um Missionare einzuschüchtern, sei dem ältesten Sohn eines Mitarbeiters der Karmelmission die Kehle durchgeschnitten worden. Kirchenbesucher würden inzwischen geschult, wie sie sich bei Schusswechseln zwischen Polizei, Armee und Terroristen verhalten sollen. Auch werde geübt, wie man Bomben erkennen und echte Sicherheitsbeamte von getarnten Terroristen unterscheiden könne. Der Direktor der Evangelischen Kirche in West-Afrika (ECWA), Steven Panya Baba, habe die Christen aufgerufen, sich nicht an Racheakten zu beteiligen. Der anglikanische Bischof John Lupaa aus Tansania berichtete den mehr als 1.000 Besuchern des Jahresfestes, dass in seiner Heimat islamische Kräfte versuchten, Scharia-Gerichte per Verfassungsänderung landesweit einzuführen.
Versorgung von Flüchtlingen in Pakistan und Jordanien
Mehrere Gäste aus Übersee dankten der Karmelmission, dass sie neben missionarischen Einsätzen auch humanitäre Hilfe leiste. Der US-amerikanische Missionswissenschaftler Prof. Samuel Naaman (Chicago) würdigte das Engagement für Flüchtlinge im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet. Während zahlreiche Hilfsorganisationen das Gebiet verlassen hätten, als mehrere Helfer der Vereinten Nationen bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben kamen, habe die Karmelmission die Versorgung der Flüchtlinge mit Kleidung, Lebensmitteln und Literatur fortgesetzt. In Jordanien kümmert sich das Werk ebenfalls um Flüchtlinge. Das Land hat mehr als 200.000 Asylanten aus Syrien aufgenommen, die zusätzlich zu rund 700.000 Flüchtlingen aus dem Irak versorgt werden müssen. Dabei seien die jordanischen Behörden überfordert, sagte Missionsleiter Martin Landmesser. Nach seinen Angaben haben nicht nur Christen, sondern auch Muslime unter islamischen Extremisten zu leiden. Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz von Indien und Asien, Richard Howell (Neu Delhi), lobte die Schulungsseminare der Karmelmission für asiatische Pastoren. Viele Christen seien verunsichert, wie sie mit Muslimen über ihren Glauben sprechen können.
Zur Mission gehört humanitäres Engagement
Zu den Rednern gehörte auch der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz und Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener (Kassel). Nach seinen Worten ist humanitäres Engagement ein selbstverständlicher Teil der christlichen Mission: „Wer vom ewigen Leben redet, setzt sich auch für die Lebensbedingungen von Menschen in dieser Welt ein. Wer Jesus Christus verkündigt, der sieht ebenso die geistliche und materielle, körperliche, seelische Not.“ Im Festgottesdienst betonte Diener die Verbundenheit der westlichen Christen mit verfolgten und bedrängten Glaubensgeschwistern. Zugleich bekräftigte er die Forderung nach Religionsfreiheit. Die Karmelmission unterhält Regionalbüros in 20 Ländern mit mehr als 200 Mitarbeitern. Mit der Herausgabe christlicher Literatur in 43 verschiedenen Sprachen ist sie einer der größten Fachverlage für evangelistische Literatur in der islamischen Welt.