22.06.2012
Deutschland: "Sind wir bereit für die Katakomben?"
"Haben Sie jemals darüber nachgedacht, wie die Situation der Christen in Deutschland, in Europa in einer oder zwei Generationen aussehen wird? In welchem geistlichen und weltlichen Umfeld werden Ihre Kinder und Enkel den Glauben praktizieren oder zumindest kennenlernen?"
Das fragt Martin Clemens Kurz im folgenden Kommentar:
Prognosen sind schwierig, die Gabe der Prophezeiung (oder Auslegung) habe ich auch nicht, also bin ich auf bestimmte Indizien angewiesen, wenn es darum geht, Entwicklungen, die für das Evangelium Relevanz besitzen, nachzuzeichnen und in die Zukunft zu projizieren. Schon vor Jahren wies mich ein Bruder, der sich bereits seit längerer Zeit mit den Parametern der Existenz des Christentums in Europa befasst hatte, darauf hin, wie wichtig es für uns Gläubige werden könne, so viel von der Bibel auswendig zu wissen, wie möglich. Auf meine erstaunte Nachfrage, warum im Zeitalter von Internet-Bibeln, diversen Übersetzungen und diversen Speichermedien für das Wort Gottes unser Gedächtnis noch so einen hohen Rang einnähme, antwortete er mir ganz deutlich. Er tat dies mit einer Warnung, dass Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit, so wie wir sie heute in weiten Teilen Europas und in Deutschland kennen, eben auch nur eine Gnade Gottes sind, derer wir uns würdig erweisen müssten. Aber dieses unverdiente Geschenk könne auch wieder zurückgezogen oder doch zumindest vom Feind so sehr angegriffen werden, so dass wir es verteidigen und darum kämpfen müssten.
Sie werden verstehen, liebe Leser, dass ich damals als frischbekehrter Christ, der noch ganz in der Freude über die Befreiung durch Christus schwelgte, nicht recht verstand, welche gut gemeinte Warnung mir der Bruder damit zukommen liess. Erst vor wenigen Tagen aber erzählte mir eine gute Freundin davon, dass ihr eine mittlerweile zum Herrn heimgegangene Glaubensschwester schon vor vielen Jahren immer wieder dieselbe Frage gestellt hatte, die ganz offensichtlich ihre Wirkung nicht verfehlte: “Bereiten euch die Pastoren auch auf die Katakomben vor?” Zugegeben, wir Christen als notorisch positiv und hoffnungsfroh eingestellte Menschen hören solche Mahnungen nicht gerne. In unserem festen Gottvertrauen und im Bewusstsein, dass Christus der Sieger war, ist und sein wird, blenden wir ein gutes Stück Realität manchmal nur zu gerne aus und ziehen uns in den geistlichen “Schutzraum” zurück, der eben nur zu oft zum weltabgewandten Elfenbeinturm wird. Es gibt jedoch Hinweise, dass auch die Wohlfühlzone der Christen in diesem Land nicht ungefährdet ist.
Welche derartigen Hinweise gibt es, die Besorgnis erregen könnten? Was könnte unsere Verkündigung so reduzieren, dass die “Katakomben” wieder auf uns warten? Auch dies ist schwer vorherzusehen. Aber ich möchte Ihnen, liebe Mitbeter, Mitchristen und Leser, einmal ein paar Sachverhalte der letzten Monate vorstellen:
ein von offensichtlicher Abneigung gegen die katholische Kirche getriebener Internet-Blogger bezeichnete vor nicht gar so langer Zeit diese als (bitte verzeihen Sie mir diesen Ausdruck, ich werde ihn nicht wiederholen) “Kinderficker – Sekte”. Auf Unterlassung dieser Beleidigung verklagt, urteilte eine Berliner Amtsrichterin, dass diese Äußerung durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sei und nicht gelöscht werden müsse.
Die Ungleichbehandlung der Religionen in diesem Land wird Ihnen sicher dann klar, wenn Sie sich die Reaktionen vorstellen, wenn dieser Mann das Gleiche über den Islam geschrieben hätte. Es gibt dazu sogar ein “passendes” Beispiel aus Österreich, das uns zeigt, wie weit es in Europa bereits gekommen ist. Die Menschenrechtsaktivisten Elisabeth Sabaditsch-Wolff hatte dabei auf islamische Quellen gestützt den “Propheten” Mohammed als Kinderschänder bezeichnet und wurde daraufhin von einem österreichischen Gericht wegen “Hassrede” verurteilt. Die Berechtigung ihrer Aussage wurde dabei ebensowenig geprüft wie im Berliner Amtsgericht.
* Fazit: Alle sind gleich vor dem Gesetz, aber einige sind gleicher.
Vor wenigen Monaten gab der Direktor der BBC Studenten ein Interview, in dem er offen zugab, dass selbst die widerlichsten Verhöhnungen Christi und des Evangeliums in seinem Sender willkommen seien, während er keinerlei Toleranz in dieser Hinsicht üben würde, wenn die entsprechenden Beiträge den Islam thematisierten. Der ehemalige Nachrichten-Anchorman der BBC, Peter Sissons, hatte bereits im Vorjahr darauf hingewiesen, dass Christen in der Berichterstattung des staatlichen Senders zu “Freiwild” geworden seien, während man den Islam betreffende Themen gar nicht oder nur äußerst zuvorkommend anspreche.
* Fazit: Die Medien schießen sich (zunächst einmal in England, aber glaubt ihrgendeiner von Ihnen, liebe Leser, tatsächlich, hierzulande wäre es anders?) auf diejenigen ein, die immer schön “die andere Wange hinhalten”, statt Redaktionen mit Bomben zu bedrohen.
Mittlerweile darf hierzulande auch offen zum Abfackeln von Kirchen aufgerufen werden, wenn sie Verursacher dieser Hasspropaganda nicht oder nicht im Inland ausfindig gemacht werden können. Aussagen wie “schade, dass kath.net nicht brennt” und ähnliche Sprüche, die Brandanschläge auf Kirchengebäude nahelegen, bleiben straffrei, wenn die Polizei sehr viel Aufwand auf die Verursacher dieser Hasspropaganda verwenden müsste.
* Fazit: Wer Christen aus der Deckung heraus angreift, muss keine weltlichen Gerichte fürchten. Das sind schon fast pakistanische Zustände.
Unlängst wurde zum ersten Male in der Geschichte des Christentums in Deutschland ein ehemals von Methodisten genutztes Kirchengebäude an (alevitische) Muslime verkauft. Der ungeschriebene Konsens war vorher, dass ehemalige Kirchengebäude, die von den Gemeinden nicht “gehalten” werden konnten, zwar verkauft, aber nicht in Gebetshäuser anderer Religionen umgewandelt werden sollten. Ehemalige Kirchen, die Kunsthallen, Konzerträume, Museen oder Galerien geworden sind, gibt es ja zur Genüge. Zumindest in meiner Region. In Einzelfällen wurde sogar eine Kirche in ein Bürogebäude umgewandelt und eine andere in ein Wohnhaus. Aber welcher Christ möchte schon, dass auf einstmals geweihtem Boden “wer-weiss-wass” verehrt wird? Ist ein Tabu mal gebrochen, dann könnten irgendwann auch Satanisten ein Gotteshaus erwerben, wenn sie nur über genügend Mittel verfügten.
* Fazit: Der “demographischen Entwicklung” folgend und angelehnt an die massive Entchristlichung unserer Nation können Gebäude, die von Gemeinden nicht mehr unterhalten werden können, also nicht nur an den Staat sondern an “jedermann” abgegeben werden. Höchstens der Denkmalschutz kann diese oftmals historischen Bauten dann noch davor retten, in “wer-weiss-was” verwandelt zu werden.
In deutschen TV-Gottesdiensten kann es mittlerweile, wie am 17. Juni 2012 passiert, vorkommen, dass Imame dort auftauchen und wohlig-warme Worte über die gute Verständigung der Glaubens-Gemeinschaften bestimmter Städte oder Stadt-Teile ausgetauscht werden. Nun, wir Christen sind ja immer dafür, den Frieden zu suchen, ihm “nachzujagen”. Aber wo endet diese “Inklusionstheologie” ? Wo sind die Grenzen dessen, was man gerne in den “Frieden” integrieren möchte? Ist dies auch noch der Frieden Gottes ? Müssen wir morgen damit rechnen, dass Sufi-Derwische in den Kirchen medienwirksam ihre Tänze aufführen oder Schamanen die “Geister” beschwören?
* Fazit: Auch hier wurde wieder ein Tabu gebrochen. Wenn ich einen Gottesdienst besuche, dann sollte Gott dabei im Mittelpunkt stehen, sollte Sein Wort verkündet werden und die Freude über die Erlösung durch Christus die Menschen erfüllen. Kommunales Engagement feiern, können wir auf weltlichen Veranstaltungen zur Genüge.
Der Kirchenrat Michael Martin von der EKD in Bayern hat vor gar nicht so langer Zeit einmal seine voller Verachtung für das Thema Christenverfolgung und damit indirekt auch für deren Opfer ans Tageslicht befördert, als er auf einer Konferenz Bemerkungen machte, die man freundlich als “flapsig”, kritisch als widerlich bezeichnen muss. Wer seine Ignoranz mit Vergleichen aus der Wirtschaftspolitik begründet, muss sich nicht wundern, wenn Menschen, deren Herzen für das Evangelium brennen, der EKD in Scharen den Rücken kehren.
* Fazit: Wenn schon die Kirchenleitungen und -Bürokraten schon so “dickfellig” geworden sind, brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, dass die weltweite Christenverfolgung hierzulande in den Gemeinden weitgehend ignoriert wird und nur engagierte Christen von der Basis, Einzelpersonen wie Schwester Hatune und Vereine wie AVC, HMK und Open Doors dieses Thema am Leben halten.
In deutschen Kirchen gibt es mittlerweile nicht nur homosexuelle Pfarrer, sondern mittlerweile sollen auch ihre “Lebenspartner” in “seelsorgerisch begründeten Einzelfällen” in das Pfarrhaus Einzug halten dürfen. Die sächsische Landeskirche befindet sich wegen dieser, nicht durch das Wort oder seine Prinzipien gedeckten Entscheidung in einer tiefen Krise. Das “Evangelisationsteam” der dortigen EKD, in dem u. a. der im Ruhestand befindliche, aber dennoch unermüdliche Pastor Theo Lehmann mitarbeitet, hat nun den Aufstand geprobt. Lehmann, sowie der Evangelist und Leiter der Evangelisation Lutz Scheufler haben eindeutig im Sinne des Wortes Gottes Stellung bezogen und werden nun von ihrem Landesbischof Bohl in der hochmütigsten Art und Weise als “Spalter” gemaßregelt.
Ich denke, wir brauchen nicht noch mehr Infos, um zu sehen, dass das Evangelium von “innen und außen” Angriffen ausgesetzt ist. Maßgebliche Inhalte unseres Glaubens werden von um die “zeitgemäße Relevanz” der Kirchen besorgten Hirten aufgegeben, während Medien die Stimmung gegen Christus vergiften und Linksradikale versuchen, uns den Boden unter den Füssen wegzuziehen und sie auch Gewalttaten gegen Kirchen vorbereiten. Dass unterdessen der Islam im Lande Luthers, der nicht umsonst immer wieder vor “den Türken und Mohamedisten” gewarnt hat, an Boden gewinnt, erscheint da schon beinahe folgerichtig. Wo Christen ein derart schlechtes Bild abgeben, da blühen Atheismus-Materialismus, Islam, Okkultismus und ähnliche Dinge auf und gebärden sich völlig unkontrolliert als Herren im Lande.
Nicht, dass ich den Kirchen das Recht absprechen möchte, sich durch Erneuerung und Reformen wieder attraktiv zu machen und den Entchristlichungsprozess Deutschlands durch das Gewinnen neuer Mitglieder aufhalten zu wollen. Aber die Aufgabe wesentlicher Inhalte und konsensualer Regelungen zwischen den Konfessionen wird das Christentum eben nicht attraktiver, sondern ganz im Gegenteil beliebiger machen. Auch die schwindende Begeisterung für beide staatlich alimentierten Großkirchen in Deutschland macht dies deutlich. Leere Kirchenbänke inklusive.
Mal ehrlich, was unterscheidet denn beispielsweise die EKD heute noch von irgendeiner beliebigen NGO ? Eigentlich nur die Tatsache, dass Pfarrer noch immer Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen vornehmen dürfen, während der Vorsitzende meines Lieblings-Sozialprojektes das wohl noch nicht darf. Hinter alldem steht wohl auch das falsche Verständnis von Glauben, das sich mittlerweile durch alle Kirchen zieht. Man soll zuallererst Gemeinde-, soll Kirchenmitglied sein und dann darf man auch noch Nachfolger und Anhänger Christi werden. Eine lebendige Beziehung zum Erretter der Menschen, zum guten Geist Gottes und zum Vater, der beide gesandt hatte, erscheint nur noch ein Sekundärprodukt einer “Vereinsmitgliedschaft” zu sein und nicht mehr eine Voraussetzung der Bekehrung und des Anschlusses an eine Gemeinde zu sein.
In diesem Zusammenhang beklage ich auch das Fehlen des frühchristlichen “Märtyrergeistes” der Urgemeinden in unseren Kirchen. Durch das fehlende Bewusstsein dafür, wie hoch auch heute noch der Preis der Nachfolge Christi wirklich sein kann, ist uns viel an Rückgrat verloren gegangen und die Christen hierzulande verstehen sich so oft nur noch als Angehörige eines seelischen “Kuschelclubs”, der von Zeit zu Zeit auch mal vom gesellschaftlichen Konsens getragenes Engagement zeigen darf. Etwa “gegen Atomkraft”, “gegen Rechts”, “gegen Stuttgart 21, Bahnhöfe, Stromtrassen, Flughäfen, Islamophobie, Globalisierung, oder für interreligiösen Dialog…”. Suchen Sie sich etwas aus, liebe Leser, es ist ein Grabbeltisch gesellschaftlich akzeptierter und medial unterstützter Anliegen.
Dass in solch einer “NGO unter dem Kreuz” natürlich kein Platz für die Beschäftigung mit “unangenehmen” Themen wie der Christenverfolgung ist, versteht sich von selbst. Wer sich nämlich damit befasst, muss auch die Ursachen analysieren und wird, wenn er ehrlich ist, zu beängstigenden Schlüssen kommen müssen, die einem den Schlaf rauben könnten. Sie könnten auch zum Umdenken und zur Aktivität führen und wer will schon gerne seine eingefahrenen Bahnen verlassen, selbst wenn die Gleise nirgendwohin führen?
Zurück zur Zukunft: Wohin driftet ein Christentum, das von innen her immer schwächer und konfliktscheuer wird? (Ich liebe das von einem Bruder geprägte Wort von der “Konfliktvermeidungstheologie in unseren Kirchen”.) Ein Glaube, der von außen immer stärker verachtet, marginalisiert und gehasst wird ? Das hängt wohl von uns Gläubigen an der Basis ab. Ich gestehe, dass ich meine “Ehrfurcht” vor Gemeinde- und Kirchenleitern schon lange abgelegt habe und meine Ehrfurcht vor dem, der kam, um uns alle zu retten, derweil immer größer wird. In Zeiten, wo Bischöfe dem Zeitgeist nach-hecheln und den Ausverkauf von biblischen Werten und kirchlichen Immobilien betreiben, müssen die echten, bibelorientierten Christen die “klare Kante” und die Zukunftsfähigkeit des Christentums selbst herstellen. Seien wir nicht länger Befehlsempfänger gottverlassener Vorbeter, sondern machen wir uns unsere eigenen Gedanken und handeln dementsprechend. Das Gewissen jedes Christen ist individuell und unteilbar. Wenn wir uns diesem verpflichten und das Wort Gottes (Johannes 1,14) im Mittelpunkt unseres Lebens steht, hat das Evangelium, hat das Christentum in diesem Land eine Chance.
Ansonsten sollten wir uns auf die Katakomben vorbereiten und einen “Untergrund” vorbereiten, in dem die letzten Gläubigen ganz ähnlich wie die allerersten dahindämmern werden. Nur mit dem kleinen, aber entscheidenden Unterschied, dass die ersten Geschwister eine Zukunft vorbereiteten, die letzten aber nur “das Licht ausmachen”, bevor der Pantokrator wiederkehrt.
Quelle: Berliner Gebetskreis