07.09.2012

Pakistan: Rimsha Masih wird freigelassen

Strenge Blasphemie-Gesetze: In Pakistan kam ein christliches Mädchen wegen angeblicher Koran-Schändung hinter Gittern.

Pakistan: Rimsha Masih wird freigelassen

Strenge Blasphemie-Gesetze: In Pakistan kam ein christliches Mädchen wegen angeblicher Koran-Schändung hinter Gittern.

Nach mehr als drei Wochen Haft hat ein Gericht in Islamabad verfügt, dass ein geistig behindertes christliches Mädchen wieder freigelassen wird. Ein Imam hatte ihr vorgeworfen, Koranseiten verbrannt zu haben. Der Fall hatte zu Unruhen im Wohnviertel des Mädchens geführt.

Das Mädchen soll am kommenden Samstag gegen eine Kaution von umgerechnet 8.500 Euro freigelassen werden, sagte der Anwalt der Angeklagten, Tahir Naveed, laut der Nachrichtenagentur dpa. Ob sich Rimsha Masih noch einmal vor Gericht verantworten muss, stehe jedoch erst fest, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, berichtet die englische Zeitung "The Guardian".Die Polizei hatte das Mädchen inhaftiert, nachdem Zeugen beobachtet haben wollen, wie es am 16. August verbrannte Koranseiten mit sich herumgetragen beziehungsweise entsorgt hatte. Nach Polizeiangaben hat Masih das Down-Syndrom (Trisomie 21), Ärzte sprechen von einer "Lernbehinderung". Über ihr Alter gibt es keine klare Auskunft: Die Angaben schwanken zwischen 11 und 16 Jahren. Sie entstammt einer christlichen Familie aus dem Armenviertel Meherabadi in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad.Zweifelhafte AnklageAm vergangenen Samstag hatte der Fall eine Wende genommen: Die pakistanische Polizei inhaftierte den islamischen Geistlichen Hafis Mohammed Khalid Chishti. Er soll Masih die verbrannten Koranseiten in die Einkaufstasche geschmuggelt und sie anschließend der Koranschändung bezichtigt haben. Ein Richter ordnete tags darauf an, den Imam zunächst zwei Wochen lang in Haft zu nehmen. Der Geistliche weist die Vorwürfe zurück.Der Fall hatte zu Unruhen zwischen Muslimen und Christen geführt. Wie "The Guardian" berichtet, habe Chishti Muslime gegen Christen aufgestachelt, indem er die verbrannten Koranseiten beim Abendgebet gezeigt hatte. Anschließend ist es zu wütenden Demonstrationen der Muslime gegen die Christen gekommen. Aus Angst vor Racheakten flohen Christen aus dem Viertel.Der Fall hatte die internationale Aufmerksamkeit auf Pakistans umstrittene Blasphemie-Gesetze gelenkt, die in ihrer jetzigen Form seit 1986 gelten. Demnach ist bei Koranschändung eine lebenslange Haft möglich, bei Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe. Christen werden überproportional oft angeklagt. (dpa/pro)

VON: df | 07.09.2012