Pakistan: Staatsanwaltschaft entlastet Rimsha

Rimsha, ein 14jähriges geistig beeinträchtigtes Mädchen, war von einem islamischen Geistlichen wegen Schändigung des Korans angezeigt worden. Daraufhin musste Rimsha für 3 Wochen in Untersuchungshaft. Auf Kaution konnte sie entlassen werden und stand nun vor Gericht. Bei der Untersuchung seien keine Beweise für die Anschuldigungen gefunden worden, so Ermittler Munir Jafferey am Sonntag in Islamabad. Eine Freilassung gegen Kaution in einem Blasphemiefall gab es in Pakistan noch nie.

Gleichzeitig wurde der Imam festgenommen, da es stichhaltige Beweise dafür gibt, dass er dem christlichen Mädchen Koranseiten unterschob, um sie zu belasten, meldet die Presse-Agentur dpa. Das Mädchen hatte Papiere verbrannt und am 16. August entsorgt. Angeblich sollen dabei auch Koranseiten gewesen sein. Mitarbeiter des Imam sagten dagegen den Ermittlern, dass der islamische Geistliche Seiten aus dem Koran hinzugefügt habe. In Pakistan kann die Beleidigung des Propheten Mohammed mit dem Tod bestraft werden. Die Verbrennung von Koranversen kann mit lebenslanger Haft geahndet werden.

Der Fall soll nun einem Jugendgericht übergeben werden. Ein Anwalt eines Klägers sowie die Staatsanwaltschaft erhoben allerdings Einspruch gegen das medizinische Gutachten, welches Rimshas Alter und deren geistige Fähigkeiten eingeschätzt hatte.

97 Prozent der 180 Millionen Pakistaner sind Muslime. Fälle von Gotteslästerung lösen deshalb große öffentliche Empörung aus. Nachdem der Geistliche Hafiz Mohammed Khalid Chishti beim Abendgebet diese verbrannten Koranseiten gezeigt hatte, entstanden wütende Demonstrationen unter den Muslimen gegen die dortigen Christen. Diese flohen aus Angst aus ihrem Stadtviertel. Wie gefährlich Kritik an dem Gesetz ist, mussten im vergangenen Jahr zwei prominente Politiker erfahren. Der christliche Minister für Minderheiten, Shahbaz Bhatti, und der Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Taseer, wurden wegen ihrer Haltung ermordet.

Quelle: www.pro-magazin.de / 25.09.2012