08.04.2018

China: Kardinal Zen erhält Stephanus-Preis

Berlin (idea) – Für seinen Mut und seine Beharrlichkeit im jahrzehntelangen Einsatz für die Freiheitsrechte hat der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (86), den „Stephanus-Preis“ erhalten. Die Auszeichnung ist nach dem Diakon der christlichen Urgemeinde, Stephanus, benannt, der als erster Märtyrer wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus gesteinigt wurde. Die Vorstandsvorsitzende der „Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen“, Michaela Koller (Frankfurt am Main), überreichte den mit 1.000 Euro dotierten Preis am 7. April in Bonn. Zen, er war von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong, sei ein „authentischer Verteidiger der Menschenrechte, der Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung der Christen“. Er setze sich dafür ein, dass China sich ausdrücklich zur Religionsfreiheit bekennt und der Verfolgung aus religiösen Gründen ein Ende setzt. Der stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Bischof Thomas Schirrmacher (Bonn) sagte in seiner Laudatio, dass das „total friedliche und respektvolle, jedoch kühn und risikoreiche Handeln“, mit dem sich der Kardinal für die Unterdrückten und Verfolgten einsetze, ihn zu einem mehr als würdigen Empfänger des Stephanuspreises mache. Zen habe zudem eine wichtige Rolle bei der Einigung der Menschenrechtsverteidiger in Hongkong gespielt. Sie treffen sich jedes Jahr am 1. Juli – dem Jahrestag der Übergabe Hongkongs an China im Jahr 1997 –, um gegen den politischen Einfluss der Kommunistischen Partei auf das System in der Sonderverwaltungszone zu demonstrieren. Der Kardinal wolle auch in diesem Jahr bei dem Protestmarsch der Civil Human Rights Front (Bürgerlichen Menschenrechtsfront) ganz vorne mit dabei sein. Als er im Jahr 2014 die Demonstranten aufforderte, deutlich zu zeigen, dass sie keine Sklaven, sondern frei sein wollten, seien sie mit Tränengas angegriffen worden, berichtete Schirrmacher, der auch Präsident des Internationalen Rates der IGFM ist.

Der Kardinal kritisiert den Vatikan

Die Situation hat sich Zen zufolge in China in den vergangenen Wochen verschärft. Am 1. Februar in Kraft getretene neue Religionsgesetze regeln unter dem Vorwand, Einmischung von außen abzuwehren, das religiöse Leben bis ins kleinste Detail. Ein Austausch im Internet, die Einfuhr religiöser Literatur und Auslandsreisen zu religiösen Treffen werden begrenzt. Totalitäre Regime haben Zen zufolge nur ein Ziel: „Die Kontrolle über alles und über jeden.“ Zudem hat Zen in den vergangenen Wochen vor einem „faulen Kompromiss“ zwischen dem Vatikan und dem kommunistischen Regime gewarnt. Ihm zufolge könnte die Frage, wie Bischöfe ernannt werden, neu in Sinne Chinas geregelt werden. Die dortige katholische Kirche ist gespalten in eine romtreue Untergrundkirche und eine offizielle Staatskirche, die „Patriotische Vereinigung“. 30 Untergrundbischöfe sind ohne Genehmigung Pekings tätig, sieben „patriotische“ Bischöfe nicht von Rom anerkannt.

Wie die Stephanus-Stiftung hilft

Die Stephanus-Stiftung möchte verfolgten Christen in ihrer Not beistehen und durch ihre Öffentlichkeitsarbeit auf die „Verletzung des Rechts auf Religionsfreiheit aufmerksam machen und die Hintergründe aufklären“, heißt es in den Statuten der Stiftung. Sie unterstützt außerdem in Not geratene Christen mit einem Zuschuss zum Lebensunterhalt und zu Anwaltskosten. Den Stephanus-Preis erhielt bisher unter anderen die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony (Lahore). Sie verteidigt Christen vor Gericht, die wegen angeblicher Beleidigung des Korans oder des islamischen Propheten Mohammed angeklagt sind. Weitere Preisträger sind der chaldäisch-katholische Erzbischof Louis Sako (Kirkuk/Irak), die syrisch-orthodoxe Ordensfrau Schwester Hatune Dogan (Warburg/Westfalen) und Pfarrer Gottfried Martens (Berlin) von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Er erhielt die Ehrung für seinen Einsatz für Christen, die in deutschen Flüchtlingsunterkünften unter Übergriffen durch Muslime leiden. Die Stiftung vergibt zudem einen Sonderpreis für Institutionen, die sich besondere Verdienste im Einsatz für verfolgte Christen, christliche Gemeinschaften und Gemeinden erworben haben. Diese Auszeichnung bekam unter anderen die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Gründer der „Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen“ (Frankfurt am Main) ist Oberstudienrat i. R. Wolfgang Link (Gengenbach/Schwarzwald). Die Vorstandsvorsitzende Koller ist Referentin für Religionsfreiheit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).