05.02.2018
Deutschland: Gauck warnt vor Multikulturalismus
Düsseldorf (idea) – Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat bei einer Gastvorlesung an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf vor „Multikulturalismus“ gewarnt. Er habe lange einen großen Einfluss in der Integrationspolitik in Deutschland gehabt. Vielfalt habe als „Wert an sich“ gegolten. Das möge auf den ersten Blick tolerant und weltoffen gewirkt haben. Die Folgen hätten ihn dann „doch erschreckt“. Er finde es beschämend, wenn einige die Augen verschlössen „vor der Unterdrückung von Frauen bei uns und in vielen islamischen Ländern, vor Zwangsheiraten, Frühheiraten, vor Schwimmverboten für Mädchen in den Schulen. Wenn Antisemitismus unter Menschen aus arabischen Staaten ignoriert oder mit Verweis auf israelische Politik für verständlich erklärt wird.“ In anderen Fällen gerate Kritik am Islam sofort unter den Verdacht, aus Rassismus und einem Hass auf Muslime zu erwachsen: „Sehe ich es richtig, dass in diesen und anderen Fällen die Rücksichtnahme auf die andere Kultur als wichtiger erachtet wird als die Wahrung von Grund- und Menschenrechten?“ Gauck wandte sich gegen Hass und Diskriminierung von Muslimen in Deutschland. Da sei jeder Einzelne gefordert, sich dem entgegenzustellen: „Beschwichtiger aber, die kritikwürdige Verhaltensweisen von einzelnen Migranten unter den Teppich kehren, um Rassismus keinen Vorschub zu leisten, bestätigen Rassisten nur in ihrem Verdacht, die Meinungsfreiheit in unserem Land sei eingeschränkt.“ Zu viele Zugezogene lebten noch zu abgesondert und kennten die Geschichte Deutschlands nicht. Deswegen brauche es mehr Wissen übereinander, betonte Gauck.