08.02.2018
USA: Gebetsfrühstück in Washington
So erlebten deutsche Teilnehmer das Gebetsfrühstück
SPD-Bundestagsabgeordneter: Präsident Trump wirkte „sehr nachdenklich“
Washington (idea) – Am 66. Nationalen Gebetsfrühstück am 8. Februar in Washington haben rund 4.000 Gäste aus 140 Ländern teilgenommen. Zur deutschen Delegation zählten auch acht Bundestagsabgeordnete. Einige Teilnehmer haben ihre Eindrücke der Evangelischen Nachrichtenagentur idea geschildert. Ihre Meinungen über die Ansprache von US-Präsident Donald Trump sind geteilt.
SPD: Jesus von Nazareth stand im Mittelpunkt
Der Moderator des Gebetsfrühstücks im Deutschen Bundestag, Bernd Rützel (SPD), hat einen „sehr nachdenklichen, vielleicht sogar demütigen Präsidenten erlebt“. Er habe das Gefühl gehabt, dass Trump von der Macht des Gebets und des Glaubens sehr beeindruckt gewesen sei. Nicht Trump, sondern Jesus von Nazareth habe im Mittelpunkt des Gebetsfrühstücks gestanden, sagte Rützel gegenüber idea.
CDU: Eine staatsmännische Rede
Laut dem CDU-Bundestagsabgeordneten Albert Weiler ist Trump sehr staatsmännisch aufgetreten. Er habe eine religiöse und Gott betonende Rede gehalten. Andere Präsidenten vor ihm hätten mehr ihre Politik in den Mittelpunkt der Ansprache gestellt. Trump habe es geschafft, dass sich seine Zuhörer von den Stühlen erhoben hätten, um zu applaudieren. Die Toleranz und Liebe zu ihrem Präsidenten sei bei Amerikanern wesentlich ausgeprägter als in Deutschland. Nach Worten des CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Klein hat Trump eine „eher emotionslos vom Teleprompter abgelesene Rede“ gehalten. Es sei wichtig, für Frieden zu beten und alles zu tun, um die Probleme der Welt zu lösen. Das sei eine große Aufgabe, die auch Demut brauche. Dies sei nicht die Stärke von Trump.
Grüne: Eine schwache Ansprache von Trump
Die Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, sie sei auf eine schlechte Rede von Trump gefasst gewesen. Dass die Rede allerdings so schwach gewesen sei, habe sie doch überrascht. Die Rede habe aus einer Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen bestanden. Zudem sei es sehr irritierend gewesen, dass er sie nur an die Amerikaner adressiert habe: „War dem Präsidenten nicht bewusst, dass im Saal Menschen aus 140 Nationen saßen mit dem Ziel der Völkerverständigung?“
AfD: Herzliche und mutmachende Atmosphäre
Erstmals nahm mit dem Bundestagsabgeordneten Volker Münz (Göppingen) ein Vertreter der „Alternative für Deutschland“ (AfD) am Gebetsfrühstück in Washington teil. Ihn hätten die herzliche Atmosphäre des Gebetsfrühstücks und die vielen persönlichen Begegnungen tief beeindruckt, so Münz. Die Glaubenszeugnisse und die Gebete um göttlichen Beistand hätten ihm Mut für die politische Arbeit gemacht. Münz ist kirchenpolitischer Sprecher seiner Fraktion.
Evangelische Allianz: Trump gab Gott die Ehre
Der Stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher (Bonn), nannte es ungewöhnlich, dass es Trump in seiner Ansprache kein einziges Mal um sich selbst oder die Erfolge seiner Politik gegangen sei. Der rote Faden sei gewesen, überall die Hand Gottes und seine Gnade zu sehen. Schirrmacher: „Ein Mann, für den ‚America first’ allzu oft bedeutet ‚Me first’, gab in immer neuen Wendungen Gott die Ehre, und es wirkte nicht einfach wie ein Zugeständnis an seine frommen Unterstützer.“
Gebetsfrühstück in mehr als 180 Staaten
Das Nationale Gebetsfrühstück hat eine lange Tradition. Seit 1953 treffen sich in Washington Parlamentarier zu Frühstück, Bibellesungen und Gebet. Diese Idee wurde mittlerweile in mehr als 180 Staaten aufgegriffen. Auch im Deutschen Bundestag gibt es ein überfraktionelles Gebetstreffen, zu dem sich während der Sitzungswochen jeden Freitag bis zu 40 Parlamentarier versammeln. Der ehemalige baden-württembergische CDU-Landtagsabgeordnete Rudolf Decker (Böblingen) hatte die Gebetsfrühstücke 1979 zusammen mit dem Verleger Friedrich Hänssler (Holzgerlingen) in Deutschland eingeführt. Ende 2017 übernahm Staatssekretär a. D. Tilo Braune (Greifswald) von Decker die Leitung.