10.07.2018
Ungarn: Situation von Flüchtlingen verschärft sich
Reformierte Kirche: Die Regierung hält EU-Hilfsgelder zurück
Leer (idea) – Die Flüchtlingsarbeit der Reformierten Kirche in Ungarn steht unter wachsendem Druck durch die eigene Regierung. Das sagte der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher (Leer). Unter anderem habe die Regierung Fördergelder der Europäischen Union aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds gestrichen. Da sie offenbar möglichst keine Flüchtlinge im Land haben wolle, verdiene die Flüchtlingsarbeit besonderen Respekt und Solidarität. Seine Kirche werde deshalb 10.000 Euro Soforthilfe zahlen. Der Ökumenepastor der Evangelisch-reformierten Kirche, Thomas Fender (Leer), berichtete nach einem Besuch von Flüchtlingslagern in Ungarn von einer Situation, die mit der in Deutschland nicht vergleichbar sei: „Die Geflüchteten leben dort in mit hohem Stacheldraht abgezäunten Lagern, ohne Kontakt zur Bevölkerung.“ Ihr Aufenthalt in den Lagern dauere zwischen zwei Monaten und einem Jahr. In dieser Zeit dürften sie das Lager nur über die Grenze zurück nach Serbien verlassen. Die Reformierte Kirche in Ungarn kümmere sich intensiv um Flüchtlinge, etwa mit Kleiderkammern, Sprachkursen und Integrationsprojekten. „Diese Arbeit ist durch den Wegfall der EU-Gelder massiv bedroht“, so Fender. Unter welchem Druck die Flüchtlingsarbeit stehe, zeige auch ein Vorhaben der ungarischen Regierung: Organisationen, die Flüchtlingen helfen, sollen an ihren Gebäuden eine Plakette anbringen mit der Aufschrift: „Hier wird Einwanderung gefördert.“ Die Evangelisch-reformierte Kirche unterhält seit vielen Jahren Kontakte zur Reformierten Kirche in Ungarn. Auch auf Gemeindeebene gibt es zahlreiche Partnerschaften. Von den rund zehn Millionen Einwohnern Ungarns gehören etwa 1,6 Millionen zur reformierten Kirche des Landes.