17.07.2018
Nicaragua: Zusammenbruch des Landes befürchtet
Hilfswerk: Die Christen in dem Land brauchen unser Gebet
Managua (idea) – Christliche Hilfswerke und Kirchenvertreter haben sich besorgt über die zunehmende Gewalt in Nicaragua geäußert. Mittlerweile sind bei den Unruhen seit Mitte April über 350 Menschen ums Leben gekommen. Auslöser war eine mittlerweile zurückgenommene Ankündigung einer Reform des Rentensystems. Inzwischen fordern die Demonstranten den sofortigen Rücktritt des sozialistischen Präsidenten Daniel Ortega, was dieser ablehnt. Er wirft den Regierungsgegnern vor, einen Putsch vorzubereiten. Die (katholische) Bischofskonferenz Nicaraguas hat zu einem Monat des fürbittenden Gebets aufgerufen, der noch bis zum 15. August andauern soll.
„Hilfe für Brüder International“: Es herrscht große Unsicherheit
Als sehr ernst bezeichnete gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea auch das christliche Hilfswerk „Hilfe für Brüder International“ (Stuttgart) die Situation. Die Organisation ist in dem Land etwa im Bereich HIV-Aufklärungsarbeit tätig und führt in Kooperation mit Organisationen und Kirchen Schulungen zu Hygiene, Landwirtschaft sowie Mikrounternehmen durch. Einige Programme habe man bereits seit mehreren Monaten aussetzen müssen. Es herrsche große Unsicherheit, sagte die Projektmanagerin Lateinamerika, Dorothee Kuhs: „Viele befürchten einen kompletten Zusammenbruch des Landes, wie er momentan in Venezuela zu beobachten ist.“ Ihr zufolge ist es noch völlig unabsehbar, wie verheerend die Auswirkungen der Aufstände für die langfristigen Entwicklungsprojekten sind: „Die Christen im Land brauchen dringend unser Gebet.“
Unter den Opfern sind auch Christen
Unter den Opfern der Angriffe sind auch kirchliche Vertreter. Der (katholische) Weihbischof von Managua, Silivo Baez, wurde bei einer Attacke von regierungsnahen Paramilitärs in einer Kirche in Diriamba leicht verletzt. Er warf der Regierung auf Twitter vor, „die Grenze zu Inhumanität und Unmoral“ überschritten zu haben. Bischof Juan Abelardo Mata (Esteli) wurde am 15. Juli in seinem Auto beschossen, blieb aber unverletzt. Anfang Juli griffen Regierungstruppen eine Kirche an und töteten zwei Studenten, die an Protesten teilgenommen hatten. Sie gehörten zu einer Gruppe von 150 Demonstranten, die in der „Divina Misericordia“ (Göttliche Barmherzigkeit) in Managua Schutz vor den Sicherheitskräften gesucht hatten. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet, verübten Unbekannte in Sebaco zudem einen Brandanschlag auf ein Gebäude der Caritas. Verletzt wurde dabei offenbar niemand. 56 Prozent der 6,3 Millionen Einwohner des Landes sind römisch-katholisch, 34 Prozent gehören verschiedenen protestantischen Gemeinschaften an.