07.03.2018

Pakistan: Christen protestieren gegen Blasphemiegesetze

Kirchenvertreter fordern bessere Überwachung von Menschenrechtsverstößen

Pakistan: Christen protestieren gegen Blasphemiegesetze

Kirchenvertreter fordern bessere Überwachung von Menschenrechtsverstößen

Lahore (idea) – In der pakistanischen Provinzhauptstadt Lahore (Punjab) haben Christen gegen den Missbrauch der Blasphemiegesetze protestiert. Die rund 200 Teilnehmer forderten die Regierung dazu auf, bei Verstößen gegen die Menschenrechte stärker einzugreifen. Aktueller Anlass ist der Vorwurf gegen den pakistanischen Christen Patras Masih (18). Ein muslimischer Geistlicher hatte ihn wegen eines Fotos auf seiner Facebook-Seite angezeigt, das angeblich das religiöse Empfinden von Muslimen verletzt haben soll. Untersuchungsbeamte sollen ihn gefoltert haben. Seinen Cousin Sajid (24), den sie ebenfalls wegen des Fotos verhörten, sollen sie versucht haben, zum Oralsex mit Patras zu zwingen. In Panik sprang Sajid Masih daraufhin aus dem Fenster im vierten Stock des Hauses und verletzte sich schwer. Bei der Demonstration verurteilte der anglikanische Bischof Azad Marshall (Raiwind) die sexuelle Belästigung durch die Polizei laut dem katholischen Online-Nachrichtendienst Ucanews als „unmoralisch und unreligiös“. Veranstalter war das ökumenische Aktionskomitee PCAC. Es will mit friedlichen Protesten im ganzen Land der zunehmenden Gewalt gegen Christen entgegenwirken. Menschenrechtler weisen seit Jahren darauf hin, dass die Blasphemiegesetze zu einem Mittel der Rache in persönlichen Auseinandersetzungen geworden sind. Sie sehen für die Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe und für die Verunglimpfung des Korans lebenslange Haftstrafen vor. Von den 193 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.