29.05.2018
Nigeria: Soldaten sollen Boko-Haram-Opfer vergewaltigt haben
Amnesty International fordert die Bestrafung der Täter
Abuja (idea) – In Nigeria sollen einheimische Soldaten Tausende Frauen und Mädchen, die zuvor bereits Opfer der radikal-islamischen Terrormiliz Boko Haram geworden waren, vergewaltigt und misshandelt haben. Das geht aus einem Bericht von Amnesty International hervor. 2015 hatte das nigerianische Militär von Boko Haram besetzte Gebiete im Nordosten des Landes zurückerobert und die dort lebenden Bewohner gezwungen, sich in eines der vom Militär kontrollierten 14 Vertriebenenlager im Bundesstaat Borno zu begeben. Viele Frauen und Mädchen seien von ihren Männern und Vätern getrennt untergebracht worden und hätten die Unterkünfte nicht verlassen dürfen. Wasser und Nahrung sei knapp gewesen. Die Soldaten hätten das ausgenutzt und es ihnen im Austausch gegen Sex gegeben. Wer sich geweigert habe, sei vergewaltigt worden. Manche Soldaten sollen die Frauen abfällig als „Boko Haram Frauen“ bezeichnet haben. Die Direktorin von Amnesty International Nigeria, Osai Ojigho, forderte, die Täter und ihre Vorgesetzten wegen der Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Der Bericht beruht auf 250 Interviews, die zwischen Juni 2016 und April 2018 mit betroffenen Frauen geführt wurden. Die nigerianische Regierung hat die Darstellung ebenso als falsch zurückgewiesen wie die Leiterin der Behörde für Notfallmanagement im Bundesstaat Borno, Yabawa Kolo (Maiduguri). Ihr sei keine Vergewaltigung in den Lagern bekannt. Die Terrorgruppe Boko Haram kämpft seit knapp acht Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaates im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Mindestens 20.000 Menschen wurden in dem Konflikt bisher getötet, 2,6 Millionen durch die Gewalt in die Flucht getrieben. Von den 177 Millionen Einwohnern sind etwa 51 Prozent Muslime und 48 Prozent Kirchenmitglieder.