18.11.2018

China: Menschenrechtler verurteilen Festnahme

Katholischer Untergrundbischof zum fünften Mal seit Amtsantritt verhaftet

Peking (idea) – Menschenrechtler verurteilen die erneute Festnahme eines katholischen Untergrundbischofs in China (siehe AKREF vom 17.11.18) und die weiter zunehmende Christenverfolgung im Land. Der Bischof der Provinz Wenzhou, Peter Shao Zhumin (55), war am 9. November von Beamten der Religionsbehörde festgenommen worden. Über seinen Aufenthaltsort ist nichts bekannt. Zhumin gehört zu den Bischöfen, die vom Vatikan ins Amt berufen wurden und von der kommunistischen Partei nicht anerkannt werden. Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren ist es das fünfte Mal, dass er von den Behörden verhaftet wurde. Der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius (Göttingen), fordert die sofortige Freilassung des Geistlichen und kritisiert: „Die Verschleppung des Bischofs zeigt, wie wenig Chinas Behörden sich durch das im September 2018 unterzeichnete Abkommen mit dem Vatikan über Bischofsernennungen gebunden fühlen, Religionsfreiheit zu respektieren“. Die Verfolgung der Christen in China nehme weiter zu. Allein im Oktober hätten die Behörden zwei bedeutende Wallfahrtsorte im Land zerstört, so Delius. Der Vatikan und die chinesische Regierung hatten sich am 22. September über die Bischofsernennung in China geeinigt und damit einen jahrzehntelangen Streit beendet. 1957 hatte die Regierung eine staatlich anerkannte katholische Kirche gegründet. Diese und auch die dafür ernannten Bischöfe erkannte der Vatikan jedoch nicht an. China wiederum erkennt die vatikantreue Untergrundkirche und ihre Bischöfe nicht an und verfolgt sie. Wie beide Seiten betonten, sei Ziel der Vereinbarung eine Verbesserung der Beziehungen zwischen China und der katholischen Kirche. Laut GfbV leben in der Provinz des verschleppten Bischofs rund 130.000 Katholiken, davon gehören etwa 80.000 der staatlich nicht anerkannten Untergrundkirche an.

Bischof hatte zuvor Gedenkgottesdienst für verstorbenen Vorgänger gefeiert

Wie der katholische Nachrichtendienst Ucanews berichtet, nannten die Beamten bei der Festnahme Zhumins keine Gründe. Sie hätten angekündigt, den Geistlichen zehn bis 15 Tage später wieder freizulassen. Nach Aussage eines Informanten sei der Bischof vermutlich festgenommen worden, weil er an einer Gedenkfeier für den ersten Bischof der Provinz Wenzhou, James Lin Xili, am 4. November teilgenommen hatte. Dieser starb am 4. Oktober 2009 nach 17 Jahren in seinem Amt. Zhunmin soll zusammen mit 500 anderen Teilnehmern und drei Priestern vor dem Grab des verstorbenen Bischofs in Yuequing einen Gottesdienst gefeiert haben. Trotz Diskriminierung und Verfolgung wächst in der Volksrepublik – sie hat rund 1,4 Milliarden Einwohner – die Zahl der Christen. Sie liegt nach Schätzungen bei bis zu 130 Millionen. Ein großer Teil trifft sich in staatlich nicht registrierten Gemeinden. Demnach gäbe es mehr Christen, als die Kommunistische Partei Mitglieder zählt: 83 Millionen.