24.11.2018

Usbekistan: Razzien bei Christen

in Privatwohnung und bei Freizeit

Am 19. November 2018 um etwa 20.00 Uhr kam es in Pap in der nordöstlichen Region Namangan zu einer Razzia in einer Privatwohnung, in der sich Protestanten zu einem Abendessen und zum gemeinsamen Bibellesen versammelt hatten. Die Polizei durchsuchte die Wohnung ohne Hausdurchsuchungsbefehl und beschlagnahmte drei Bibeln in russischer und eine Bibel in usbekischer Sprache, Broschüren und 72 DVDs und CDs mit christlichen Filmen, Liedern und Predigten. Alle beschlagnahmten Gegenstände waren bei der staatlich registrierten Bibelgesellschaft von Usbekistan gekauft worden. Die Beamten nahmen alle acht anwesenden Protestanten fest und brachten sie zur Polizeistation des Ortes, wo sie bis 3 Uhr morgens festgehalten wurden. Die Beamten zwangen sie, von der Polizei niedergeschriebene Protokolle zu unterschreiben und teilten ihnen mit, dass sie möglicherweise mit strafrechtlichen Folgen wegen des Besitzes religiöser Literatur zu rechnen hätten. Die Bücher würden zur „Expertenanalyse“ nach Taschkent gesandt. Die sogenannten Expertenanalysen werden oft als Vorwand für die Beschlagnahme oder Vernichtung religiöser Texte verwendet.  

Am 30. September kam es zu einer Razzia bei einer christlichen Freizeit in der Region Taschkent, wo sich etwa 40 Personen versammelt hatten. Die Anwesenden wurden festgenommen und so unter Druck gesetzt, dass eine Frau und ein fünfjähriges Mädchen ins Krankenhaus gebracht werden mussten.  Später wurden vom Bezirksverwaltungsgericht Kibrai Geldstrafen in Höhe von zwischen fünf und zwanzig monatlichen Mindestgehältern gegen mehrere der bei der Freizeit anwesenden Personen verhängt. Außerdem wurde die Abschiebung von fünf Teilnehmern mit südkoreanischer Staatsbürgerschaft angeordnet. Ein fünfter Südkoreaner war bereits vor der Gerichtsverhandlung freiwillig ausgereist. Ausübung von Druck, körperliche Misshandlung und sexuelle Übergriffe gegen Frauen durch männliche Beamte sind in Usbekistan leider keine Einzelfälle. Durch die vorherrschende Schamkultur und den damit verbundenen Begriff von „Ehre“ sprechen Frauen nur selten über Gewalt durch Männer, da dies zur Zerstörung ihres guten Rufs führen kann.  

Quelle: Forum 18, Oslo

Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der ÖEA