12.10.2018
Pakistan: Islamisten drohen im Fall Asia Bibi dem Gericht
Sollte die Katholikin freikommen, werde das „furchtbare Konsequenzen“ haben
Islamabad (idea) – In Pakistan hat die radikalislamische Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) den Richtern am Obersten Gericht im Falle einer Freilassung der seit acht Jahren inhaftierten Katholikin Asia Bibi (Multan) mit „furchtbaren“ Konsequenzen gedroht. Gleichzeitig rief sie die Bürger des Landes dazu auf, sich an Protesten zu beteiligen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Am 8. Oktober war der Fall der 49-jährigen Christin vor dem Obersten Gericht erneut verhandelt worden. Das Urteil soll Medienberichten zufolge noch im Oktober bekanntgegeben werden. Bibi war 2010 wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt worden, weil die Mutter von fünf Kindern als „Ungläubige“ durch Berührung eines Gefäßes das Wasser für muslimische Feldarbeiterinnen unrein gemacht haben soll. Vertreter der „Roten Moschee“ – einer der ältesten und einflussreichsten Moscheen in Pakistans Hauptstadt Islamabad – forderte vom Obersten Gericht, im Falle einer Freilassung Bibis ein Ausreiseverbot zu verhängen. Ihr Sprecher, Hafiz Ihtesham Ahmend, sagte gegenüber AFP: „Westliche Kräfte versuchen, Asia Bibi aus dem Land zu bekommen, doch sie sollte gehängt werden.“
Familie rechnet mit Freispruch: Betet für Asia Bibi!
Die Familie Bibis selbst rechnet laut dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ (München) mit einem Freispruch. Ihr Ehemann Ashiq Masih und ihre Tochter Eisham Ashiq befänden sich derzeit auf Einladung der Organisation in Großbritannien. Priester Emanuel Yousaf, der die Familie begleitet, äußerte: „Die Richter haben zwar noch kein Urteil gesprochen. Das war jedoch auch bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit so – und alle endeten positiv.“ Die Familie sei in großer Ungewissheit, da das Urteil nun jeden Tag verkündet werden könnte. Yousaf rief dazu auf, weiterhin intensiv für Bibi zu beten. Sie ist die erste Frau, die aufgrund des aus den 80er Jahren stammenden Blasphemiegesetzes zum Tode durch den Strang verurteilt wurde. Seit das Oberste Gericht Pakistans im Juli 2015 eine Berufung gegen das Urteil zuließ, wird der Prozess immer wieder vertagt. Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.