17.09.2018
Deutschland: Ehefrau wollte Christin werden
Lebenslange Haft nach Doppelmord an Frauen bestätigt - Täter stach 40-mal auf seine beiden Opfer ein
Karlsruhe/Lüneburg (idea) – Die lebenslange Haftstrafe, zu der der Mörder von zwei Frauen aus Kaltenmoor (Niedersachsen) im vergangenen Jahr vom Landgericht Lüneburg verurteilt worden war, ist rechtskräftig. Der Antrag des Angeklagten, des Jesiden Ziad K., auf Revision sei unbegründet, entschied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Der Beschluss wurde schon Ende Juli gefällt, aber erst am 14. September veröffentlicht. Die zwei Frauen hatten eine freikirchliche evangelische Gemeinde in Lüneburg besucht. Das Landgericht Lüneburg hatte den Jesiden im vergangenen Oktober wegen der Tat vom Januar 2015 verurteilt. Das Gericht hatte dabei auch eine besondere Schwere der Schuld festgestellt. Eine Freilassung schon nach 15 Jahren ist damit nur im Ausnahmefall möglich.
Ehefrau und deren deutsche Freundin getötet
Ziad K., ein gebürtiger Iraker, hatte nach Überzeugung des Gerichts, im Januar 2015 seine Frau Margret (32) ermordet, weil sie ihn verlassen und Christin werden wollte. Die 33-jährige Freundin der Frau habe er dafür verantwortlich gemacht und ebenfalls mit einem Messer getötet. Bei der Obduktion wurden an beiden Opfern zusammen 40 Einstiche registriert.
Täter: „Es tut mir leid
“Knapp drei Wochen nach der Tat wurde der Mann in Hamburg verhaftet. Er gestand die Tat. Allerdings gab sein Anwalt vor Gericht an, sein Mandant habe im Affekt gehandelt. Die beiden Frauen hätten ihn verhöhnt sowie Jesiden als Ungläubige und Teufelsanbeter bezeichnet. Außerdem habe er Angst gehabt, seine drei Kinder (zum Tatzeitpunkt acht, neun und elf Jahre) zu verlieren. Während des Prozesses schwieg der Angeklagte. In seinem Schlusswort erklärte er: „Es tut mir leid, ich wollte das nicht.“ Ein erstes Urteil vom November 2015 war vom Bundesgerichtshof im Dezember 2016 wegen eines Verfahrensfehlers aufgehoben worden.
Frauen gehörten zum Freundeskreis einer Freikirche
Das deutsche Mordopfer gehörte zum Freundeskreis der Matthäus-Gemeinde in Lüneburg, die dem Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden angeschlossen ist. Ihre jesidische Freundin war gelegentlich mit in den Gottesdienst gekommen. Die Matthäus-Gemeinde hat 120 Mitglieder und 150 Gottesdienstbesucher. Jesiden sind im Irak, in Syrien, der Türkei und dem Iran beheimatet. Durch den Terror des „Islamischen Staates“ (IS) mussten viele der 800.000 Jesiden aus ihrer Heimat fliehen. Ihre Religion ist vom Islam, Judentum und teilweise auch dem Christentum beeinflusst. Sie glauben an Seelenwanderung und Wiedergeburt.