05.09.2019

Türkei: Ausweisungen von ausländischen Christen schreitet voran

Die Welle der Ausweisungen von in christlichen Gemeinden aktiven Ausländern nimmt weitere Ausmaßen an

Tübingen, beg/akref, 5.9.2019. Die Team Auslandsmission schreibt am 30.8.2019: seit Jahren beobachten wir alle mit Sorge die Geschehnisse in der Türkei. Nun ist ein weiteres Kapitel im Gange, das uns unmittelbar betrifft: Mutmaßlich im christlichen Umfeld tätigen Personen wird die Aufenthaltserlaubnis nicht mehr verlängert. Im speziellen betrifft das auch unsere Missionare Hans-Jürgen und Renate Louven, die seit etwa 20 Jahren in der Türkei leben.

Sie wohnen in ihrem eigenen kleinen Haus und ihre Tochter Hanna steht ein Jahr vor ihrem Uni-Abschluss. Als ‚schlüssiger‘ Grund für die Nichtverlängerung wird ‚andere Gründe‘ angegeben.

Der selbst betroffene Hans-Jürgen Louven schreibt dazu:

Es ist für uns alle eigentlich sehr klar, was der eigentliche Grund der Ablehnung ist, aber das kann der türkische Staat nicht nennen, weil er damit die Menschenrechte verletzen würde. (Jeder Mensch darf seinen Glauben frei ausleben und anderen gegenüber erklären/weitergeben. Diese Erklärung hat auch die Türkei unterschrieben)

Gleichzeitig mit der Nichtverlängerung der Aufenthaltserlaubnis ist eine Frist zur Ausreise verbunden: Innerhalb von 10 Tagen haben die Betroffenen das Land zu verlassen!

Diese Frist läuft am kommenden Sonntag ab!

Hans-Jürgen Louven hat sich mit seiner Botschaft ins Einvernehmen gesetzt und einen Anwalt konsultiert. Er will gegen den Bescheid Rechtsmittel ergreifen. Er hat Frieden über die Situation und zitiert Philipper 4,7

In großer Sorge leben nun jedoch die Mitglieder der kleinen christlichen Gemeinden, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Will man ihnen Angst einjagen, sie zersprengen, vielleicht mit weiteren Repressalien gegen sie vorgehen?

Da die ganze Situation von der westlichen Öffentlichkeit (noch) nicht wahrgenommen wird, bitten die Geschwister um Gebetsunterstützung und um Weitergabe der Informationen.

Louven schreibt am 4.9.2019 wieder:
Ja, ich bin noch da. Heute sollte auch Hanna zurückkehren. Inzwischen haben um die eintausend Menschen hier die Petition unterzeichnet; seit gestern ist diese nun auch verbunden mit dem kurzen Video unseres Lebens hier in der Stadt.
Warum man mich noch nicht deportiert hat weiß ich nicht; Eure Gebete werden mit Sicherheit dazu beigetragen haben. Die Petition wird auch wahrgenommen - und wie gesagt: Tausend Unterschriften für eine Sache, die Menschenrechte betrifft heißt hier im Land schon etwas.

Ein sehr interessantes Gespräch hatte ich mit einer englischen, älteren Schwester, die mit ihrem Mann zusammen (beide schon weit über 60) ebenfalls hier in der TR ein Haus hat und eine evangelikale Gemeinde besucht. Sie wurde wohl in einen ähnlichen Topf wie wir geworfen und streitet jetzt bereits über Monate mit den Behörden über ihr Aufenthaltsrecht. Was mich freut ist, dass sie wohl einen verständigen Richter gefunden hat. Der hat nicht nur ihre Deportation außer Kraft gesetzt, sondern ihr auch einen Personenschutz verordnet, damit die von der Immigrationsbehörde (dem Innenministerium unterstellt) nicht doch hingehen und sie aus dem Land transportieren oder gar inhaftieren... Noch Fragen?

Gestern morgens hatte ich eine Zeit mit dem Rechtsanwalt. Ich mag ihn, er setzt sich auch sonst für Menschenrechte ein - was hier Mut braucht. Er hat mit dem Vorsitzenden des Gerichts in der Stadt gesprochen und auf die Dringlichkeit des Falles hingewiesen. Letzte Woche hatte das Gericht noch Ferien und mein Fall wurde deshalb noch nicht angeschaut...

Ein WICHTIGES GEBETSANLIEGEN ist nun, dass unsere Klage vor dem Verwaltungsgericht BALD angeschaut und bearbeitet wird; ich ebenfalls so einen verständigen und mutigen Richter bekomme, der die DEPORTATION AUSSETZT und sich auch danach für uns einsetzt.

 

Ich bin überzeugt, dass wenn wir im Land bleiben, wir hier ein umso größeres Zeugnis für die Menschen sein können. So viele der einheimischen Freunde und Bekannte stehen hier für uns ein, eine ältere Frau wollte sogar für uns auf die Barrikaden gehen. Auch für die einheimischen und verbliebenen ausländischen Geschwister (ungefähr 50 heißt es sind bereits außer Landes) kann dies eine große Ermutigung werden!

DANKE für all Euer Mittragen und die Gebete!
Hans-Jürgen