12.08.2019

Türkei: Aramäer sind existenziell bedroht

Der Bau der Kirche in Istanbul ist ein Erfolg, aber der christlichen Minderheit im Südosten der Türkei droht die Vertreibung

Ankara/Heidelberg (idea) – Der Bundesverband der Aramäer in Deutschland begrüßt den Bau einer aramäischen Kirche in Istanbul, kritisiert aber zugleich Bestrebungen, die letzten aramäischen Christen aus ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet, dem Tur Abdin im Südosten der Türkei, zu vertreiben. Am 3. August war in Anwesenheit des türkischen Präsidenten Recep Tyyip Erdogan der Grundstein für die erste neue Kirche seit Entstehung der Türkischen Republik im Jahr 1923 gelegt worden. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir (Heidelberg), spricht gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea von einem „historischen Ereignis“ und einem Erfolg für die rund 15.000 aramäischen Christen in der Stadt. Zugleich verwies er auf „verheerende Brände“, die im Südosten der Türkei als Folge von Brandstiftungen wüteten. Sie bedrohten die Existenzgrundlage der dort noch lebenden etwa 2.000 Aramäer. Die dortigen Christen und Klöster lebten vor allem vom Anbau von Oliven und Wein sowie vom Ackerbau. Es werde vermutet, dass die militante kurdische Untergrundorganisation PKK und andere kurdische Gruppen hinter den Brandstiftungen steckten, um die Aramäer zu vertreiben. Zugleich versuchen die türkischen Behörden, mit Enteignungsverfahren Klöstern wie Mor Gabriel die Existenzgrundlage zu entziehen. Demir: „Die Aramäer im Südosten der Türkei werden zwischen der PKK und dem türkischen Staat zerrieben. Sie fühlen sich im Stich gelassen.“ Nach seinen Worten ist es wichtig, in der Türkei neue Kirchen zu bauen, „aber vielleicht ist es noch wichtiger, die Wurzeln christlichen Lebens im Tur Abdin mit seinen Kirchen und Klöstern aus dem 3. und 4. Jahrhundert zu erhalten“. Laut Demir leben in der Türkei noch etwa 20.000 Aramäer.