12.12.2019

Irak: Christliche Bevölkerung in einer Generation um 90 Prozent geschrumpft

Kirchen sollten irakische und syrische Christen stärker unterstützen

Göttingen (idea) – Irakische und syrische Christen erwarten von den großen Kirchen in Europa und Amerika mehr Beistand und Solidarität. Diese Ansicht vertrat der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen), Kamal Sido. Es brauche Druck auf die Politik, „damit endlich konkrete Konzepte für eine friedliche Lösung auf den Tisch kommen“, sagte er laut einer Mitteilung vom 12. Dezember. Nur dann werde sich die Lage der Christen und anderer Volksgruppen in der Region verbessern und die Flucht und Auswanderung enden. Er befürchtet, dass Christen besonders in islamisch geprägten Ländern Weihnachten nicht in Frieden begehen können. Auch andere nichtmuslimische Volksgruppen wie Jesiden, Mandäer oder Baha‘i stünden unter Druck. Fehlende Staatsordnung und marodierende islamistische Milizen seien die Hauptgefahren. Sido zufolge lebten im Sommer im Irak weniger als 150.000 Christen. 2003 seien es noch 1,5 Millionen gewesen: „Innerhalb von einer Generation schrumpfte die christliche Bevölkerung also um 90 Prozent.“ In Syrien sei die Situation ähnlich. Mitte des Jahres 2017 habe es schätzungsweise weniger als 500.000 syrische Christen gegeben. 2011 seien es noch mehr als 1,5 Millionen gewesen. Nach der Zerschlagung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Norden und Osten Syriens habe sich die Situation für religiöse Minderheiten zunächst verbessert. Doch durch den „völkerrechtswidrigen Einmarsch der Türkei“ in Nordsyrien und die wiederholten Luftangriffe auf kurdische Stellungen im Irak seien nun viele Schläferzellen des IS aktiv geworden. Bombenanschläge mit vielen zivilen Opfern hätten wieder zugenommen, so Sido.