Evangelische Allianz: KZ-Besuch sollte verpflichtend sein

München (idea) – Die Deutsche Evangelische Allianz unterstützt den Vorschlag der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, dass jeder Schüler ein ehemaliges Konzentrationslager (KZ) besuchen sollte. Das sagte der Generalsekretär des evangelikalen Dachverbandes, Reinhardt Schink (München), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.

Hintergrund ist der antisemitische Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale. Daraufhin hatte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, sich für den verpflichtenden Besuch ausgesprochen. Niemand werde als Antisemit geboren, sagte Deutsch am 11. Oktober in Wien.

Politischer Hass und Antisemitismus bieten keine Zukunftsperspektive

Das Teuflische des NS-Terrors sei zu unbeschreiblich, um es menschlich ganz zu verstehen, betonte Schink. In Ergänzung zu den unfassbaren Opferzahlen der NS-Schreckensherrschaft machten persönliche Lebenszeugnisse und der Besuch von Konzentrationslagern deutlich, „dass politischer Hass und Antisemitismus das menschliche Zusammenleben zerstören und keine Zukunftsperspektive bieten“. Die persönliche Betroffenheit angesichts des Grauens in Konzentrationslagern sensibilisiere für das Verführungspotential von gewaltbereiten Ideologien und decke die Lügen des Rechtsextremismus auf, sagte Schink.

Am 9. Oktober wollte der mittlerweile geständige Angreifer Stephan Balliet eine Synagoge in Halle stürmen, in der sich mehr als 50 Menschen befanden. Das gelang dem 27-jährigen Deutschen nicht. Er tötete dann eine 40-jährige Frau vor dem Gotteshaus und im nahe gelegenen Döner-Imbiss einen 20-jährigen Mann aus Merseburg. Auf der Flucht verletzte Balliet, der die Tat live im Internet übertrug, zudem eine 40 Jahre alte Frau und deren 41 Jahre alten Mann mit Schüssen.

Die Deutsche Evangelische Allianz hat an rund 1.000 Orten Allianzkreise. Sie veranstaltet unter anderem jährlich die Allianzgebetswoche. Die Allianzkonferenz fand erstmals 1886 statt. Die Evangelische Allianz wurde 1846 in London gegründet.