16.10.2019

Petition pro Rentzing: Der Landesbischof soll im Amt bleiben

Unterstützer des Landesbischofs beklagen eine „Schmutzkampagne“

Dresden (idea) – Zum Verbleib des sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing (Dresden) in seinem Amt ruft eine Online-Petition auf der Plattform CitizenGo auf. Der seit 2015 amtierende 52-jährige Kirchenleiter hatte am 11. Oktober mitgeteilt, dass er sein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung stelle. Vorausgegangen waren Vorwürfe, die sich zum Teil auf Vorgänge vor 30 Jahren beziehen. Linksorientierte „bekennende Christinnen und Christen in Sachsen“ hatten Ende September eine Online-Petition an Rentzing gerichtet. Darin forderten sie den als theologisch konservativ geltenden Landesbischof auf zu erklären, warum er weiterhin Mitglied der schlagenden Verbindung „Alte Prager Landsmannschaft Hercynia“ sei. Er solle sich zudem von einem Vortrag in der Berliner „Bibliothek des Konservatismus“ sowie von „allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien“ distanzieren. Der Westdeutsche Rundfunk berichtete am 12. Oktober ferner, dass Rentzing in der von 1989 bis 1992 bestehenden Zeitschrift „Fragmente. Das konservative Kulturmagazin“ geschrieben habe. Darin habe er Verachtung für die liberale Demokratie geäußert und ein völkisches Staatsverständnis vertreten. In der am 16. Oktober gestarteten CitizenGo-Petition an das Landeskirchenamt heißt es, der Landesbischof habe sich nichts zuschulden kommen lassen, „das einen Rücktritt rechtfertigen würde“. Deshalb sei es nötig, ihn gegen den ausgeübten Druck und die gegen ihn begonnene „Schmutzkampagne in Schutz zu nehmen und für seinen Verbleib im Amt einzutreten, damit die Intriganten nicht die Oberhand behalten“. Der gesamte Vorgang habe auch eine politische Dimension. Deshalb seien nicht nur die direkt betroffenen evangelischen Christen, sondern „alle aufrechten Demokraten“ gefordert, mit der Petition an die zuständigen Gremien der sächsischen Landeskirche „ein deutliches Zeichen der Solidarität“ mit Landesbischof Rentzing zu senden.

Auch Bischof Leich gehörte zu einer schlagenden Verbindung

In der Eingabe werden die Vorwürfe gegen Rentzing zurückgewiesen. Tausende Akademiker seien in Deutschland Mitglieder von Studentenverbindungen. So sei etwa Werner Leich, von 1978 bis 1992 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, ebenfalls Mitglied einer schlagenden Verbindung gewesen: „Bei Bischof Leich hat dies (zu Recht) niemanden interessiert, bei Bischof Rentzing wird dies zum Skandal gemacht. Warum?“. Leich war auch Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (1986–1990) und gilt als „Bischof der Friedlichen Revolution“. Zur Autorentätigkeit von Rentzing bei der Zeitschrift „Fragmente“ heißt es, in seinen Aufsätzen habe er sich unter anderem kritisch mit der Demokratie in der Bundesrepublik beschäftigt, „wie er sie kurz nach der Wende wahrgenommen hat. Demokratiekritik aber ist nichts Verwerfliches.“ Auch Philosophen täten dies seit der Antike bis heute immer wieder.

 

In der „Bibliothek des Konservatismus“ sprachen auch „Zeit“-Redakteure

Den Vortrag in der „Bibliothek des Konservatismus“ habe Rentzing 2013 in seiner Funktion als stellvertretender Synodenpräsident der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gehalten. Heute werde Rentzing vorgeworfen, in einer Einrichtung der „Neuen Rechten“ gesprochen zu haben. Doch weder firmiere die Bibliothek als Teil dieser Strömung noch werde diese Fremdzuschreibung der Bandbreite der dort auftretenden Referenten gerecht. So hätten dort unter anderen auch die „Zeit“-Redakteure Jens Jessen und Ulrich Greiner, der FAZ-Redakteur Patrick Bahners, der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach und der ehemalige Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, referiert. „Warum hätte Rentzing die Möglichkeit, in diesem Kreis seine Anliegen vorzutragen, ausschlagen sollen?“, fragen die Unterzeichner. Sie fordern die zuständigen Gremien der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens auf, „zum brüderlichen Gespräch mit ihrem Landesbischof zurückzukehren und alle öffentlichen Distanzierungen zu unterlassen“. Nachdem sich die Haltlosigkeit der Vorwürfe erwiesen habe, müsse nun alles daran gesetzt werden, „die vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit Rentzing im Amt des Landesbischofs wiederherzustellen.