22.08.2019

Deutschland: „Religions for Peace“

DEA-Politikbeauftragter: „Interreligiöser Dialog mit Wahrheitsanspruch“

ringforpeace_zur 10.Weltkonferenz

Die Weltkonferenz verschiedener Religionen will das gemeinsame Wohl der Menschen fördern. Uwe Heimowski, Politikbeauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz, ruft Christen dazu auf, sich daran zu beteiligen – das sei kein Widerspruch zum Wahrheitsanspruch des Evangeliums.

Vom 19. bis zum 23. August findet in Lindau die „Religions for Peace"-Konferenz statt. Die Versammlung religiöser Führer unterschiedlicher Religionen will eine multireligiöse Vision des positiven Friedens – „Shared Well-Being“ genannt – entwickeln und fördern. Uwe Heimowski, Politikbeauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), vertritt die Auffassung, dass konservative und evangelikal gesinnte Christen bei multireligiösen Initiativen zum Wohl aller Menschen mitmachen sollten.

„Als Christen haben wir das Evangelium und Jesus lehrt in der Bergpredigt, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Deshalb sollten wir da, wo Religionen sich für den Frieden und die gesellschaftliche Verantwortung engagieren, „ganz klar mit dabei sein“, erklärte Heimowski am Dienstag am Rande der Konferenz auf Anfrage von pro. „Im Dialog können wir unseren Glauben bekennen – und gemeinsam haben wir etwas zu tun in dieser Gesellschaft.“

Christen sollen „gesprächsfähig“ sein

Die Religionen – auch Christen – sollten sich nicht verbiegen, sondern mit dem ihnen innewohnenden Wahrheitsanspruch in den Dialog treten. „Als Christ, der davon überzeugt ist, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist, suche ich das Gespräch mit dem, der einen anderen Weg gefunden hat“, sagte Heimowski, und weiter: „Es geht eben gerade nicht darum, den Absolutheitsanspruch, den Jesus Christus formuliert, aufzugeben, sondern mit diesem Absolutheitsanspruch ins Gespräch zu gehen.“ Allerdings sei es ein geistlicher Anspruch, politisch gehe es darum, für Bekenntnisfreiheit zu kämpfen, die eigene ebenso wie die der anderen. In einer Welt, die immer kleiner werde und global zusammenrücke, müssten Christen „gesprächsfähig“ sein und andere Meinungen aushalten können.

Über Jahrzehnte ist nach Heimowskis Einschätzung Religion in der bundesdeutschen Politik eher kritisch gesehen worden. Beispielsweise sei in der Entwicklungspolitik Religiösem sehr lange kein Raum eingeräumt worden. Dies habe sich unter Minister Gerd Müller geändert, sagte DEA-Politikbeauftragte. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe als Außenminister beispielsweise einen Arbeitszweig „Friedensverantwortung der Religionen“ im Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. „Es ist aus meiner Sicht erkennbar, dass Politiker mutiger ihren Glauben mit ins Gespräch bringen. Etwa indem sie sich zu ihrem eigenen Glauben bekennen, oder indem sie erkennen, dass der Glaube eine politische Kraft hat."

Religion bietet Chance für Frieden und Versöhnung

In vielen Ländern der Welt sind nach Heimowskis Einschätzung „die religiösen Führer auch politische Autoritäten“. Viele Menschen orientieren sich an ihnen. Das sei eine Chance, Religion für Frieden und Versöhnung fruchtbar zu machen. Aber darin liege auch die Gefahr, dass Religionen missbraucht würden. „In Russland beispielsweise unterstützen weite Teile der Orthodoxen Kirche einen ungesunden russischen Nationalismus“, sagte der DEA-Politikbeauftragte. Dieser Nationalstolz, der sich religiös definiere, rechtfertige auch diktatorische Elemente in der Politik des Präsidenten und gehe zu Lasten von Minderheiten wie den Freikirchen und anderen Gruppen. Ähnliches gelte für die Türkei. „Der Nationalist Erdogan nutzt den Islam, um seine Politik zu rechtfertigen.“ Vergleichbares habe es auch in der Geschichte des Christentums gegeben: „Da wurden Machtinteressen und finanzielle Interessen religiös begründet. Wir haben daraus gelernt – sollten aber wachsam bleiben.“

„Religions for Peace“ ist die größte internationale multireligiöse Allianz, die sich für Frieden einsetzt. Bei der diesjährigen 10. Weltkonferenz in Lindau stehen Fragen nach gemeinsam geteiltem Wohlstand im Mittelpunkt der Beratungen. Rund 900 Gäste und Delegierte verschiedener Religionen aus 125 Ländern nehmen an der Konferenz teil, die noch bis Freitag geht.

Quelle: Von: Norbert Schäfer für Christliches Medienmagazin pro