23.04.2019

Sri Lanka: Seid ihr bereit, für Jesus zu sterben?

Pfingstgemeinde in Schwerte berichtet über die Minuten vor dem Anschlag

Colombo (idea) – Nach den Selbstmordattentaten in Sri Lanka herrscht unter den Christen in den betroffenen Kirchengemeinden große Trauer. Das sagte der aus Sri Lanka stammende Pastor der Evangelischen Maranatha Gemeinde im westfälischen Schwerte, Dinesh Sinnathurai (Schwerte), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Bei den Bombenanschlägen auf drei Kirchen und drei Luxushotels am Ostersonntag (21. April) hatten Selbstmordattentäter mindestens 320 Menschen getötet und rund 500 weitere verletzt. Mittlerweile hat sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf ihrem Nachrichtenkanal Amaq zu den Anschlägen bekannt, allerdings ohne dafür Beweise zu nennen. Sri Lankas Regierung hatte zuvor die Attacken als einen Racheakt von Islamisten für die Anschläge auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch bezeichnet. Die Sprengsätze gingen in zwei katholischen Kirchen in der Hauptstadt Colombo und im etwa 20 Kilometer entfernten Negombo sowie in einer evangelikalen Zionskirche in Batticaloa an der Ostküste der Insel hoch. Mit der 800 Mitglieder zählenden Zionskirche ist Sinnathurai seit Jahren eng verbunden. Deren Pastor Roshan Mahesan, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags in Norwegen befand, sollte ursprünglich am 28. April in Schwerte predigen. Das sei nun abgesagt worden. Von Mahesan wisse er, dass unter den 29 Toten in Batticaloa 16 Kinder seien.

Kinder sagten kurz vor dem Anschlag, dass sie bereit seien, für Jesus zu sterben

Denn direkt vor dem Ostergottesdienst habe in der Zionskirche ein Kindergottesdienst stattgefunden. Dort seien die Jungen und Mädchen nur kurz vor dem Anschlag von Kindergottesdienstmitarbeitern gefragt worden, ob sie auch bereit wären, für Jesus zu sterben. Sie hätten das „voller Begeisterung“ bejaht, sagt Sinnathurai: „Keiner ahnte, dass dann so etwas kommen würde.“ Ihm zufolge hat der Attentäter in der Pause zwischen Kindergottesdienst und Hauptgottesdienst das Gebäude mit einem Rucksack betreten und nach dem Pastor gefragt. Dessen Ehefrau habe ihm erklärt, dass der Pastor nicht da sei. Daraufhin habe sich der Mann, der laut Aussagen der Frau sichtlich nervös war und stark schwitzte, in die Sitzreihen gesetzt. Einige der Gemeindemitglieder hätten bemerkt, dass mit dem Mann „etwas nicht stimmte“, und ihn daraufhin gebeten, das Gebäude zu verlassen. Er habe sich jedoch geweigert und während des Streits mit einigen Mitgliedern die Bombe in seinem Rucksack gezündet: Es seien auch Angehörige eines Mitglieds seiner Schwerter Gemeinde in Batticaloa anwesend gewesen. Sie seien jedoch nur leicht verletzt worden, sagte Sinnathurai. Seine Gemeinde sammle nun für die Angehörigen der getöteten Mitglieder der Zionskirche Spenden.

Freikirche Anschlagsziel wegen missionarischer Tätigkeiten

Laut Sinnathurai ist es der erste Anschlag dieser Art gegen Christen in Sri Lanka. Seiner Ansicht nach wurde die evangelische Freikirche aufgrund ihrer missionarischen Aktivitäten zu einem Ziel der Islamisten. Es gebe zwar keine flächendeckende Verfolgung von Christen, jedoch in einzelnen Gebieten immer wieder Übergriffe oder Drohungen gegen Pastoren oder Gemeindemitglieder. Auch Gottesdienste würden teilweise durch aufgebrachte Anwohner oder Verwandte ehemaliger Muslime, Buddhisten oder Hindus gestört. „Die Polizei ist leider sehr korrupt. Wenn man ihnen das entsprechende Geld zusteckt, schauen sie bei solchen Überfällen weg.“ Es sei traurig, dass die zuvor per Video kursierenden Drohungen gegen Christen durch radikale Muslime nicht ernst genug genommen worden seien. Die Evangelische Maranatha Gemeinde in Schwerte gehört zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). Laut der Evangelischen Allianz in Sri Lanka nehmen die Übergriffe gegen Christen in dem Land zu. 2018 habe es 86 bestätigte Vorfälle von Diskriminierung, Bedrohung und Gewalt gegen Christen gegeben. Rund 68 Prozent der 21 Millionen Einwohner Sri Lankas sind Buddhisten, 13 Prozent sind Hindus, zehn Prozent sind überwiegend katholische Christen und knapp neun Prozent Muslime.