23.08.2019

Nordirland: 445 Übergriffe auf Kirchen in drei Jahren

Darunter sind auch Brandanschläge – Betroffen sind alle Konfessionen

Belfast/London (idea) – Nordirlands Christen leben gefährlich. Fast jeden zweiten Tag kommt es in der britischen Provinz zu Zerstörungen in Gottesdienststätten oder auf Friedhöfen, teilt die britische Organisation CARE (Christian Action, Research and Education/ Christliche Aktion, Forschung und Bildung) mit Sitz in London mit. Nach ihren Angaben wurden in den vergangenen drei Jahren 445 Übergriffe auf nordirische Kirchen und ihre Einrichtungen registriert. Dazu gehören Brandanschläge und Verwüstungen. Sie richten sich gegen Kirchen jeglicher Konfession. Über die Motivation der Täter macht die Organisation keine Angaben. Es bestehe aber dringender Handlungsbedarf, erklärte der für Nordirland zuständige CARE-Referent Mark Baillie: „In einer freien und demokratischen Gesellschaft sollte niemand Angst haben müssen, an Gottesdiensten teilzunehmen.“ CARE fordert eine Aufstockung der staatlichen Mittel zum Schutz religiöser Stätten in Großbritannien. 2016 wurde ein Fonds gegründet, aus dem in England und Wales entsprechende Maßnahmen gefördert werden können, etwa die Einrichtung von Überwachungskameras. Im März hatte die Regierung angekündigt, die Mittel auf umgerechnet fast zwei Millionen Euro zu erhöhen. Der Fonds steht aber nicht in Schottland und Nordirland zur Verfügung.

Seit Jahrzehnten Spannungen zwischen Konfessionen

In Nordirland bestehen seit vielen Jahrzehnten gewalttätige Spannungen zwischen Katholiken, die einen Anschluss der Provinz an Irland fordern, und Protestanten, die im Vereinigten Königreich bleiben wollen. Nach der Karfreitagsvereinbarung aus dem Jahr 1998 ist die Gewalt abgeflaut. Die Beziehungen zwischen Nordirland und Irland spielen auch eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen um einen Austritt Großbritanniens aus der EU. Insbesondere geht es dabei im Falle eines Brexit um eine künftige weitgehend offene Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland. Von den rund 1,8 Millionen Einwohnern Nordirlands sind jeweils knapp über 40 Prozent Protestanten bzw. Katholiken. Der Rest ist konfessionslos oder macht dazu keine Angaben. Von den 4,8 Millionen Bürgern der Republik Irland sind mehr als 78 Prozent katholisch und 5,6 Prozent anglikanisch oder protestantisch. Die Übrigen gehören anderen Religionen an oder sind religionslos.