01.12.2022

Bangladesch: Kampf gegen Menschenhandel

Aufklärungsarbeit ist ausschlaggebend

ASIEN/BANGLADESCH – Kampf gegen Menschenhandel: Aufklärungsarbeit ist ausschlaggebend
Gazipur (Fides) – Die 30jährige Ehefrau und Mutter eines Kindes, Jaeda Akhter, lebte mit ihrer Familie in der Präfektur Dhaka und wurde Opfer von international agierenden Menschenhändlern, die sie Ende 2020 nach Indien brachten und ihr eine Auswanderung nach Großbritannien oder Kanada in Aussicht stellten. Ihr Mann und ihre Eltern ließen sie mit dem Traum gehen, die Armut der Familie zu lindern. Dieser Traum erwies sich jedoch als Albtraum. Sie wurde in Indien geschlagen, vergewaltigt, versklavt und zur Prostitution gezwungen. Nach einer Reihe von erschütternden Erlebnissen, darunter auch eine Inhaftierung, gelang es ihr, körperlich und geistig geschwächt nach Hause zurückzukehren. Ihre Geschichte ist die von Hunderten von Mädchen aus mittellosen Familien in Bangladesch. "Die Mädchen aus Bangladesch sind eine leichte Beute für die Menschenhändler", erklärt Schwester Josephine Rozario, Ordensfrau der Salesianerinnen Don Boscos, die in Bangladesch (zusammen mit Pater Liton Gomes) das "Talitha Kum Network" koordiniert. Das internationale Netzwerk engagiert sich für die Bekämpfung des Menschenhandels und durch ihre Bemühungen hat die Ordensfrau mindestens zehn Mädchen direkt geholfen und viele andere indirekt gerettet.
Ordensfrauen, Freiwilligen und katholischen Lehrer leisten durch ihre Mitarbeit bei „Talitha Kum" Aufklärungs- und Bildungsarbeit in Schulen, Pfarreien und Gemeinden, um Mädchen für soziale Phänomene wie Kinderehen, Zwangsverheiratung und Menschenhandel in Bangladesch zu sensibilisieren und auf diese Weise zu bekämpfen. In der Gemeinde Toomila in Gazipur, in der Nähe von Dhaka, hielten Ordensfrauen und Lehrer im Auftrag des „Talitha Kum Network Bangladesch“ in den vergangenen Tagen gemeinsam Vorträge über Gewalt gegen Frauen und Menschenhandel.
"Bangladesch ist eines der Länder in Asien, das aufgrund von Armut und mangelndem Wissen über diese kriminelle Dynamik am stärksten von diesem Phänomen betroffen ist. Indem wir Mädchen und Familien sensibilisieren, leisten wir eine wichtige Präventionsarbeit", erklärt Schwester Josephine Rozario. Seit 2020 hat das Talitha Kum Network Bangladesch 16 Studienseminare gegen Frühverheiratung und Menschenhandel organisiert.
Sumi Gomes, eine mitarbeitende Lehrerin, sagte, sie habe mit ihren Schülern im Teenageralter gesprochen, "damit sie sich vor Menschenhandel, Früh- und Zwangsehe schützen können". Ziel sei es, Mädchen und junge Frauen bereits im Teenageralter zu sensibilisieren, damit auch sie künftig eine aktive Rolle in der Gesellschaft im Kampf gegen den Menschenhandel spielen können.
"Vor einigen Monaten erzählte mir ein 14-jähriges Mädchen in Noluakuri in der Diözese Mymensingh, dass ihre Eltern ihre Heirat arrangiert hatten, sie diese aber aus eigenem Antrieb nach dem Besuch eines unserer Seminare wieder rückgängig machte", berichtet Schwester Josephine Rozario. Und sie fügt hinzu: "Wir unterstützen die Opfer und ihre Familien auch mit Bargeld, um ihnen eine Rehabilitation zu ermöglichen, damit sie ein neues Leben beginnen können“. Der Xaverianer-Missionar Pater Giovanni Gargano, der als Priester in Noluakuri arbeitet, stellt fest: "Diese Aufklärungsveranstaltungen sind in unserer Gegend sehr beliebt, wo die Mädchen in den abgelegenen Gebieten sehr verletzlich sind und viele bedürftige oder ungebildete Eltern dazu neigen, sie unter dem Vorwand eines besseren Lebens an Vermittler zu übergeben, die sich später als Mitglieder krimineller Netzwerke entpuppen".
Bangladesch ist ein Ursprungs- und Transitland für den Menschenhandel, insbesondere für Phänomene wie Zwangsarbeit und Zwangsprostitution. Nach dem Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UN Office on Drugs and Crime's Global Trafficking in Persons Report) werden Bürger aus Bangladesch, Indien und Pakistan in mindestens 40 Länder Südasiens verschleppt. Vierzig Prozent der bangladeschischen Opfer sind Frauen, die in Ländern wie Indien, Malaysia, Singapur oder den Golfstaaten in die Sklaverei geraten, wobei 15 Prozent Kinder sind. Nach Angaben der Regierung von Bangladesch wurden in den letzten 10 Jahren mehr als 50.000 bangladeschische Frauen Opfer des Menschenhandels.
Auch der Außenminister von Bangladesch, AK Abdul Momen, erklärte, die Regierung gehe mit aller Härte gegen die in Bangladesch tätigen Schlepperbanden vor. Gleichzeitig seien Sensibilisierungskampagnen von entscheidender Bedeutung, damit die Menschen nicht in die Netze des Menschenhandels geraten, die vor allem in den südlichen Bezirken Shariatpur, Madaripur und Faridpur aktiv sind. Neben der Aufklärungsarbeit der Polizei, "ist die Sensibilisierung der Bevölkerung das Wichtigste", stellte er fest. In dieser Hinsicht wird auch die Arbeit von „Talitha Kum Bangladesh“ von den zivilen Behörden des Landes sehr geschätzt.
(PA-FC) (Fides 1/12/2022)