09.12.2022

Irak: Neue Christenverfolgung

Deutscher Oberstleutnant: Der Iran beschießt Dörfer der Christen in Grenznähe

Erbil (IDEA) – Im Irak gibt es eine neue Christenverfolgung, die von der Öffentlichkeit weder im Land selbst noch international wahrgenommen wird. Das berichtet der deutsche Oberstleutnant Tom Goeller, der seit dem 1. September im Irak stationiert ist, in der baptistischen Zeitschrift „Die Gemeinde“ (Kassel). Goeller ist Baptist. Wie er schreibt, sind 600 christliche Familien – etwa 3.000 Personen – aus den Dörfern an der Grenze zum Iran innerhalb weniger Tage in die Stadt Ankawa bei Erbil geflohen. Goeller: „Der Iran hatte Mitte September mit Raketen, Artillerie und Drohnen das grenznahe Gebiet des Nord-Irak beschossen, weil die Regierung in Teheran vermutete, dass dort iranische Oppositions-Kurden Zuflucht gefunden hätten.“ Auch seine Basis in Erbil sei mit Drohnen angegriffen worden. Für die Soldaten gebe es Schutzräume, doch „für die christlichen Dorfbewohner gibt es keinen Schutz. Sie können nur aus der gefährdeten Region fliehen.“ Ganze Dörfer ständen nun leer, wie etwa der Ort Armota. Er sei einer der ältesten, dauerhaft von Christen bewohnten Orte im Nahen Osten. Bereits im 4. Jahrhundert nach Christus sei dort ein Kloster gebaut worden. Es wurde 1988 von den Truppen des damaligen Machthabers Saddam Hussein (1937–2006) zerstört und danach teilweise wiederaufgebaut. Nach dem Irak-Krieg 2003 und den darauffolgenden Unruhen seien zahlreiche assyrische Christen aus dem Süden des Irak nach Armota geflohen. Doch bereits 2018 wurde der Ort von iranischer Artillerie beschossen, und es kam zu ersten Abwanderungen. Goeller: „Nun ist der Ort ein Geisterdorf.“ Er rechnet damit, dass die geflohenen Christen nicht zurückkehren werden – „wegen der anhaltenden iranischen Drohgebärden“.

Zwei Drittel der Christen haben das Land verlassen

Bis 2003 lebten im Irak rund 1,5 Millionen Christen. Durch die Unruhen nach dem Sturz von Saddam Hussein und die Angriffe der Terrorbewegung „Islamischer Staat“ (IS) zwischen 2014 und 2017 hätten mehr als zwei Drittel der Christen das Land verlassen. Heute lebten nur noch rund 400.000 Christen im Irak. Diese Zahlen habe ihm der chaldäische Bischof Basha Warda (Erbil) genannt, schreibt Goeller. Die Bundesregierung hatte im Oktober beschlossen, dass sich die Bundeswehr weiter am Kampf gegen die Terrormiliz ,,Islamischer Staat‘‘ beteiligt. Der Einsatz im Rahmen einer internationalen Koalition soll bis zum 31. Oktober 2023 fortgeführt werden. Bis zu 500 Soldaten der Bundeswehr können daran beteiligt werden.