19.07.2022

Südsudan: Von einem Hirtenvolk in Afrika lernen

Missionar: Mit Ressourcen sparsam umgehen

Berlin/Juba (IDEA) – Wie man sparsamer mit Ressourcen der Natur umgeht, kann man von dem Hirtenvolk der Nuer im Südsudan lernen. Das schreibt der aus Berlin stammende katholische Missionar Gregor Schmidt in der Benediktiner-Zeitschrift „ruf in die zeit“. Der 48-Jährige lebt seit 2009 im Südsudan. Er wünsche niemandem, in einer ähnlichen Kargheit wie die Nuer zu leben. Dennoch hält Schmidt fest: „Wenn wir alle so wie die Hirtenvölker leben würden, gäbe es die drohende Klimakatastrophe nicht.“

Leben mit Hunger

Wie er weiter ausführt, haben viele der 1,8 Millionen Menschen aus dem Volk der Nuer großen Hunger. Durch den seit 2013 tobenden Bürgerkrieg im Land seien 400.000 Menschen getötet und vier Millionen vertrieben worden. Deshalb würden viele Felder nicht mehr bestellt. Zudem überflute der Nil seit drei Jahren ununterbrochen Hunderttausende Quadratmeter Land. Das Hochwasser habe die Rinderherden dezimiert und Wildtiere getötet. Sie fehlten nun als Nahrungsquelle. Die Nuer ernährten sich aber vor allem von Mais und Hirse. Für deren Anbau nutzen sie archaische Anbautechniken. Der Boden werde wie vor 5.000 Jahren nur mit Hacken gelockert. Ein Versuch 2019, mit Ochsenpflügen den Boden umzupflügen, sei gescheitert. Der Hirse- oder Maisbrei werde entweder zubereitet mit Milch oder serviert mit Fisch, Ziege, Schaf und Huhn, selten Rind. Gemüse und Obst seien unbekannt. Man esse zwei lauwarme Mahlzeiten am Tag.

Gewöhnt an Entbehrungen

Schmidt: „Es gibt seit 20 Jahren Projekte, um Obstbäume wie Mango, Zitrone oder Papaya zu kultivieren, wie auch Zwiebeln und Tomaten.“ Doch damit werde nur ein Bruchteil der Bevölkerung erreicht. Die meisten Nuer seien mit ihrem einfachen Essen durchaus zufrieden. Deshalb sei es nur eine Sorge von Außenstehenden wie Missionaren oder Entwicklungshelfern, wie man diesen „armen“ Menschen helfen könne. Die Nuer hätten sich seit Jahrhunderten an dieses entbehrungsreiche Leben gewöhnt. „Was sie zum Überleben brauchen, können sie sich besorgen.“ Es sei aber immer ein Überleben. Ein sorgenloses Leben, „wie bei Menschen, die Freizeit haben, um ihren Interessen und Hobbys nachzugehen“, sei ihnen unbekannt. Im Südsudan, einem der ärmsten Länder der Welt, leben zwölf Millionen Menschen. 77 Prozent sind Christen, zwei Prozent sind Muslime, die übrigen Anhänger afrikanischer Religionen.