14.06.2022

Sri Lanka: Krise spitzt sich zu

Materielle und geistliche Hilfe ist dringend erforderlich

Colombo (Fides) - "Die Situation in Sri Lanka verschlechtert sich weiter, und das gefährdet die soziale Instabilität. Es mangelt an den Grundversorgung, an Lebensmitteln und Treibstoff. Die Krise verschärft sich und die Menschen leiden, es gibt keine Arbeit, keine Löhne. Wir brauchen die Hilfe internationaler Institutionen", so Pfarrer Basil Rohan Fernando, Priester der Erzdiözese Colombo und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (POM) in Sri Lanka, gegenüber Fides. Das Land befindet sich in der schwersten Wirtschaftskrise seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1948.
"Das Überleben wird für viele schwierig“, so der katholische Geistliche weiter, „da es keine Rohstoffe gibt. Vor dem Hintergrund einer schweren Krise versucht die Kirche, so weit wie möglich Solidarität und Nähe zu den Bedürftigen zu zeigen. Auch das Netzwerk der Päpstlichen Missionswerke in aller Welt trägt seinen Teil dazu bei. Wir dürfen unser Volk nicht sterben lassen. Wir wollen einen materiellen, aber auch einen geistigen Beitrag leisten und den Trost des Glaubens anbieten. Gott verlässt seinen Volk nicht, das in Not ist".
Für uns ist dieser Moment der Prüfung", so Pfarrer Fernando, "ein Übergang zur Einheit. Wir dürfen nicht egoistisch sein, sondern sind zum Teilen aufgerufen. Wir hoffen und beten, dass diese ungünstige Situation vorübergeht und es zu einer Erholung kommt. Diese schwierige Zeit ist auch eine Gelegenheit für uns, zu evangelisieren und die Frohe Botschaft zu verkünden, dass Gott jeden Menschen liebt und sich um ihn kümmert".
Sri Lanka befinde sich in einer komplexen Wirtschaftskrise, die durch unsichere Nahrungsmittelversorgung und Rohstoffknappheit verschärft werde und Leben und Existenz bedrohe, so die Vereinten Nationen, die 47,2 Mio. USD für die dringende Unterstützung des Landes forderte.
Unterdessen haben die Vereinten Nationen und andere Partner einen gemeinsamen Plan für humanitäre Prioritäten aufgestellt, der mindestens 1,7 Millionen Menschen helfen, die am stärksten von der Wirtschaftskrise betroffen sind. Diese Hilfe zielt darauf ab, die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen, wobei der Schwerpunkt auf Gesundheitsfürsorge und unentbehrlichen Medikamenten, Nahrungsmitteln und Landwirtschaft, einschließlich gezielter Ernährungsprogramme, sauberem Trinkwasser und Existenzgrundlagen liegt. Nach Angaben der UN in Sri Lanka benötigen rund 5,7 Millionen Bürger in 25 Bezirken des Landes sofortige humanitäre Hilfe. Die UN-Koordinatorin in Sri Lanka, Hanaa Singer-Hamdy, betonte: "Das Gesundheitssystem Sri Lankas ist gefährdet; der Mangel an Sozialhilfe hat für die Schwächsten die größten Auswirkungen“.
Die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme begannen 2019 mit einer steigenden Staatsverschuldung, die durch den Einbruch des Tourismus infolge der Pandemie noch verschärft wurde; steigende Lebensmittel- und Energiepreise Anfang 2022 - verschärft durch den Krieg in der Ukraine - führten zu einer gravierenden Schulden- und Zahlungsbilanzkrise. Der Anstieg der Inflation und die Abwertung der Währung (die seit März um 80 % an Wert verloren hat) haben das Land an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, während die Bevölkerung die von der Familie Rajapaksa geführte Regierung der Korruption beschuldigt: Premierminister Mahinda Rajapaksa trat zurück, um die weit verbreiteten Proteste zu beruhigen, während Präsident Gotabaya Rajapaksa angekündigt hat, dass er die verbleibenden zwei Jahre seiner Amtszeit zu Ende führen, aber nicht zur Wiederwahl antreten wird.
(PA) (Fides 14/5/2022)