15.06.2022

Nigeria: Religiöse und ethnische Hintergründe sind oft unklar

Terror in Nigeria: Bischof gegen Schuldzuweisungen

Stuttgart (IDEA) – Trotz blutiger Konflikte in Nigeria sieht der dortige Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Panti Filibus Musa (Numan), zuversichtlich in die Zukunft. Vor Journalisten sagte er am 15. Juni in Stuttgart, dass Banditen und Terroristen Überfälle verübten. Solange nicht klar sei, wer hinter Anschlägen wie zuletzt am Pfingstsonntag auf eine katholische Kirche in Owo stehe, könne man keine Schuldzuweisungen vornehmen. Die religiösen, ideologischen und ethnischen Hintergründe und die finanziellen Verflechtungen von Attentätern seien undurchsichtig. Alle religiösen und politischen Führer seien in ihrer Ablehnung derartiger Verbrechen einig. Musa ist auch Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB). Vom 14. bis 18. Juni besucht er deutsche Mitglieder dieser weltweiten Kirchengemeinschaft. Musa zufolge fördert die nigerianische Kirche lokale Bildungsprojekte und unterstützt zahlreiche soziale Maßnahmen, um das Miteinander der verschiedenen Volksgruppen zu stärken und den christlich-islamischen Dialog voranzubringen. Dabei sei man auf einem guten Weg. Für die großen Probleme sei die Regierung zuständig, deren Hauptaufgabe es sein müsse, alle Menschen vor Gewalt zu schützen. Dazu müsse sie ihre politischen, diplomatischen und militärischen Bemühungen verstärken.

Kirchenwachstum durch den Heiligen Geist

Im Blick auf die Corona-Pandemie forderte Musa mehr internationale Zusammenarbeit. Ohne eine gerechte Verteilung von Impfstoffen würden die globalen Spannungen zunehmen, warnte der Bischof. Er äußerte sich auch zur Frage, warum afrikanische Kirchen Mitgliederzuwächse verzeichneten, während die Attraktivität des Christentums in Europa abnehme. Dies liege nicht an einer zunehmenden Säkularisierung, von der auch Afrika nicht verschont bleibe. Die unterschiedlichen Entwicklungen gingen auf den Heiligen Geist zurück. Musa riet den deutschen Kirchen zu mehr Gottvertrauen. Seine Kirche hat nach eigenen Angaben rund 2,5 Millionen Mitglieder in 2.000 Gemeinden. Nigeria ist mit über 220 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Jeweils knapp die Hälfte sind Christen und Muslime. Der LWB umfasst 149 Kirchen lutherischer Tradition in 99 Ländern. Sie haben rund 78 Millionen Mitglieder. Im deutschen Nationalkomitee des LWB arbeiten zehn Landeskirchen und die – nicht mit der Evangelischen Landeskirche in Baden zu verwechselnde – Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden zusammen. Sie vertreten rund zehn Millionen Christen. Vorsitzender ist der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart).