17.06.2022

Ukraine: Pfarrer nach Ukraine-Besuch: Putin will das Land vernichten

Ex-EKD-Auslandspfarrer in Kiew in Sorge vor einem „grauenhaften Todeslager“

Kiew (IDEA) – Der russische Präsident Wladimir Putin hat es auf die Vernichtung der gesamten Ukraine abgesehen. Diesen Eindruck hat der bayerische Pfarrer Ralf Haska (Marktleuthen/Oberfranken) bei einer Reise vom 7. bis 15. Juni in die ukrainische Hauptstadt Kiew gewonnen. Er war bis 2015 der von der EKD entsandte Auslandspfarrer in der deutschen Kirchengemeinde St. Katharina in Kiew. Wie er der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, haben ihm viele Gesprächspartner zu verstehen gegeben, dass es Putin nicht nur um die Region Donbass im Osten der Ukraine gehe. Er wolle das ganze Land erobern. Haska: „Das Entsetzen über das Wüten und Morden und die massiven Kriegsverbrechen steckt tief.“

An den Händen von Kyrill klebt „das Blut Abertausender“

Kritik übt Haska darüber hinaus in einem Reisebericht auf Facebook am Zögern der deutschen Regierung, die Ukraine militärisch zu unterstützen: „Wir müssen den angegriffenen Ukrainern helfen, sich zu verteidigen und den Feind aus dem Land treiben zu können.“ Einem Verbrecher wie Putin könne man nur mit Härte begegnen. Andernfalls werde er die Ukraine „in ein grauenhaftes Todeslager“ verwandeln. Schon der Überfall auf die Krim und den Donbass 2014 habe gezeigt, dass „kein Krankenhaus, kein Auto mit Kindern, kein Rettungswagen, keine Kirche, keine Theater, kein Wohngebiet“ sicher sei: „Das, was Putin will und kann, ist zerstören und töten.“ Auch an den Händen der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche wie etwa Patriarch Kyrill klebe „das Blut von Tausenden und Abertausenden Menschen.“

Warum reist kein EKD-Vertreter in die Ukraine?

Haska ist überrascht, dass Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bisher kein Interesse an einem Besuch in der Ukraine zeigten. So habe er den EKD-Friedensbeauftragten, den mitteldeutschen Landesbischof Friedrich Kramer (Magdeburg), eingeladen, mit ihm zusammen die Ukraine zu besuchen. Er habe nicht einmal geantwortet. Haska: „Die Stimme der Orthodoxie in der Ukraine will und muss gehört werden. Der Stimme der Verbrecher sollte keine Bühne gegeben werden.“ Viele orthodoxe Gemeinden haben sich von der russisch-orthodoxen Kirchen losgesagt. Haska hofft, dass die EKD schnellstmöglich einen neuen Pfarrer nach Kiew entsendet: „Dort schlägt ein sehr europäisches und ökumenisches Herz.“ Bei seinem Besuch hat Haska mit 60 Gemeindemitgliedern in seiner ehemaligen Kirche einen Gottesdienst gefeiert. Auch drei Vertreter des Lutherischen Weltbundes waren vor Ort, um Hilfsprojekte im Land zu koordinieren. Bei der Reise hatte Haska auch eine Begegnung mit dem Erzbischof der eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine, Jewstratij Sorja (Tschernihiw).