22.06.2022

Deutschland: Menschenrechtler kritisieren Zwangsheiraten in den Sommerferien

Lehrer und Sozialarbeiter berichten von Hunderten Fällen und Verdachtsfällen

Berlin (IDEA) – In den Sommerferien steigt die Gefahr von Zwangsheiraten. Das ist das Ergebnis einer anonymen Online-Umfrage der Frauenrechtsorganisation „Terres des Femmes“ (Frauenland/Berlin) unter Lehrern und Sozialarbeitern. Hintergrund: In den Ferien werden viele in Deutschland lebende Schülerinnen in die Herkunftsländer ihrer Familie gebracht und gegen ihren Willen verheiratet. Laut der nicht repräsentativen Umfrage wussten die Teilnehmer von 379 gesicherten Fälle und 1.478 Verdachtsfällen in ihrem Umfeld. Die erzwungenen Ehen seien „eine Form moderner Sklaverei“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Menschenrechtsorganisation International Justice Mission Deutschland (Internationaler Auftrag für Gerechtigkeit/IJM), Dietmar Roller (Berlin), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Jugendlichen werde missachtet. Betroffen seien vor allem Mädchen, deren Familien aus patriarchal geprägten Kulturen in Asien und Afrika stammten. Diese Kulturen seien oft islamisch, teilweise aber auch christlich geprägt.