23.06.2022

Afghanistan: Christliche Hilfswerke im Erdbebengebiet aktiv

„Shelter Now Germany“ und „humedica“ leisten Nothilfe


Kabul (IDEA) – Zwei deutsche christliche Hilfswerke leisten Nothilfe im Erdbebengebiet im Südosten Afghanistans. Bei dem Beben am 21. Juni im Grenzgebiet zu Pakistan mit der Stärke 6,1 sind nach Angaben der afghanischen Behörden mehr als 1.000 Menschen getötet und 1.500 verletzt worden. Die Zahl könnte noch weiter steigen, da die Region abgelegen ist. Bereits vor Ort ist das im Land tätige internationale Hilfswerk „Shelter Now“ (Zuflucht jetzt). Die Hilfsorganisation „humedica“ (Kaufbeuren) unterstützt Nothilfemaßnahmen einheimischer Partner finanziell.

Taliban-Regierung bittet um Unterstützung

Der afghanische Regierungschef Hassan Achund (Kabul) rief „die internationale Gemeinschaft und alle humanitären Organisationen auf, dem von dieser großen Tragödie betroffenen afghanischen Volk zu helfen“. Seit der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban im Sommer 2021 hat sich die humanitäre Lage im Land verschärft. Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (UN) leiden dort rund 23 Millionen Menschen akut Hunger – das sind rund 60 Prozent der Einwohner.

Beton-Fabrik reaktivieren?

Wie der Direktor von Shelter Now Germany, Udo Stolte (Braunschweig), der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, hat das Werk bereits einen Koordinator in das Erbebengebiet geschickt, um herauszufinden, was am dringendsten benötigt wird. Vermutlich werde man Nahrungsmittelhilfe leisten, weil man da über große Erfahrungen verfüge. Vor dem Erdbeben habe Shelter Now bereits 500.000 Menschen versorgt: „Im Moment tun wir dies in Kandahar und Herat.“ Darüber hinaus prüfe das Werk, ob es in Khost, etwa 40 Kilometer vom Epizentrum entfernt, eine Betonfabrik wieder in Betrieb nehmen könne, die Shelter Now viele Jahre lang betrieben habe. Träger aus Beton und Stahl könnten dafür sorgten, die traditionellen Lehmhäuser in der Region erdbebensicher zu machen. Für das Hilfswerk sind aktuell vier Personen in Afghanistan tätig. Wie Stolte weiter sagte, hat sich nach dem Abzug der US-Truppen im Sommer 2021 die internationale Gemeinschaft weitgehend aus Afghanistan zurückgezogen. Wie viele Hilfswerke noch vor Ort sind, wisse man nicht.

humedica: Zusammenarbeit mit Partner vor Ort

Der Leiter für humedica-Hilfsprojekte in Afghanistan, Andreas Dürr (Kaufbeuren), teilte mit, das Werk wolle die Menschen vor Ort „mit dem unterstützen, was sie zum Überleben brauchen, beispielsweise mit Wasser, Lebensmitteln und Hygieneartikeln, aber auch Medikamenten“. Eine Partnerorganisation führe bereits in der Nähe der Katastrophenregion andere Hilfsprojekte durch. Dürr: „Dadurch sind die Wege nicht weit.“ Man stehe mit den Hilfskräften in ständigem Kontakt.