23.06.2022

Indien: Religiöse Minderheiten „am Abgrund"

Menschenrechtsbericht: Regierung fördert rechtliche Diskriminierung

Neu-Delhi/Genf (IDEA) – Religiöse Minderheiten haben in Indien immer weniger Rechte und Freiheiten. Sie ständen „am Abgrund“. Das geht aus einem Bericht einer neuen „Koalition für Minderheitenrechte“ in Indien hervor. Zu ihr gehören die Weltweite Evangelische Allianz, das Hilfswerk Open Doors, der Internationale Rat indisch-amerikanischer Muslime, die Organisationen Hindus für Menschenrechte und Gerechtigkeit für alle sowie die Internationale Kommission für Dalit-Rechte. Im Kastensystem Indiens gehören die 240 Millionen Dalits zur untersten Gruppe der hinduistischen Gesellschaft. Die Organisationen haben einen gemeinsamen Bericht „Indien: Die Rechte religiöser Minderheiten“ erstellt. Darin wird unter anderem ausgeführt, dass Hindu-Bürgerwehren immer wieder Christen und Muslime zu Unrecht beschuldigten, Hindus durch Zwang oder Anreize zu ermutigen, ihren Glauben zu wechseln. Dazu heißt es weiter: „Diese Behauptungen werden durch wenig oder gar keine Beweise gestützt.“ Der Bericht dient als Vorlage bei den Beratungen eines Gremiums der Vereinten Nationen (UN), der Allgemeinen Regelmäßigen Überprüfung (Universal Periodic Review/UPR) der Menschenrechtsbilanz. Zu dieser Überprüfung haben sich alle UN-Mitgliedsstaaten verpflichtet. Indien wird seit 2006 in diesem Jahr zum vierten Mal überprüft. Die letzte Überprüfung fand im Mai 2017 statt. Dem Bericht zufolge fördert die indische Regierung Gewalt und rechtliche Diskriminierung gegen die religiösen und sozialen Minderheiten im Land. Eine Vorabkonferenz findet Ende August/Anfang September in Genf statt. Ein genaues Datum stehe noch nicht fest, schreibt das WEA-Büro in Genf in einer Pressemitteilung. Die Koalition fordert die UN auf, ihre Bedenken zu berücksichtigen und Indien aufzufordern, die Lage der Menschenrechte zu verbessern. 72,5 Prozent der 1,38 Milliarden Einwohner Indiens sind Hindus, 14,5 Prozent Muslime, 4,9 Prozent Christen und 1,8 Prozent Sikhs.