17.05.2022

Deutschland: Grünes Licht für christlichen Religionsunterricht in Niedersachsen

Evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer wollen ihn organisieren


Hannover (IDEA) – Ein neues juristisches Gutachten gibt grünes Licht für einen gemeinsamen christlichen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Niedersachsen. Das teilten die dortige Konföderation evangelischer Kirchen und die katholischen Bistümer in Niedersachsen am 16. Mai in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Wie es darin heißt, wird seit einem Jahr in den Kirchen in Niedersachsen über einen solchen Unterricht diskutiert. Nun habe der Rechtswissenschaftler Prof. Ralf Poscher (Freiburg) festgestellt, dass „in Niedersachsen sowohl die organisatorischen wie auch die personellen und pädagogischen Voraussetzungen für die Einführung eines gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterrichts gegeben“ sind. Die Bevollmächtigte für Bildung und Theologie der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Kerstin Gäfgen-Track (Hannover), erklärte dazu: „Das Gutachten bildet für die anstehenden Entscheidungsprozesse eine sichere verfassungsrechtliche Grundlage.” Schon in naher Zukunft wolle man in konzeptionelle Überlegungen einsteigen. Der gemeinsame Religionsunterricht könnte zum Schuljahr 2023/2024 starten.

Modell in dieser Form bundesweit einmalig

Der neue Religionsunterricht soll den konfessionell getrennten Unterricht ersetzen und auch nicht getauften Schülern offenstehen. Nach Angaben der Landeskirche Hannovers ist das Modell in dieser Form bundesweit einmalig. Wie dazu der Pressesprecher der Konföderation, Pastor Benjamin Simon-Hinkelmann (Hannover), der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, hat der neue Religionsunterricht ein anderes Konzept als der „Religionsuntericht für alle“ in Hamburg, an dem neben Protestanten und Katholiken auch nichtchristliche Religionsgemeinschaften beteiligt sind. Simon-Hinkelmann: „Uns geht es um ein Unterrichtsfach, das von evangelischer und katholischer Kirche gemeinsam verantwortet wird.” Von den 782.000 Schulkindern in Niedersachsen sind 339.000 evangelisch, 116.000 katholisch, 74.000 muslimisch. 54.000 gehören „sonstigen“ Religionsgemeinschaften an und knapp 200.000 sind konfessionslos, so die Landesregierung. Die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen umfasst die Landeskirchen Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer. Zu den katholischen Bistümern in Niedersachsen gehören Hildesheim, Osnabrück und der nördliche Teil von Münster.